Peter Fischli

Peter Fischli – Mit einem Mord im Kunstmilieu fing alles an

Peter Fischli wurde am 8. Juni 1952 in Zürich geboren. Als Sohn des Architekten, Malers und Bildhauers Hans Fischli wurde er auch vom Bauhaus in Dessau geprägt. Er selbst studierte von 1975 bis 1976 an der Accademia dei Belle Arti in Urbino und von 1976 bis 1977 an der Accademia dei Belli Arti in Bologna. Peter Fischli nahm als Solokünstler an mehreren Ausstellungen teil; der große Erfolg stellte sich aber erst nach dem Beginn der Zusammenarbeit mit seinem Schweizer Künstlerkollegen David Weiss ein. Beide hoben 1981 die Kunstfiguren Ratte und Bär aus der Taufe, die sich in der halbstündigen Krimiparodie Der geringste Widerstand an die Aufklärung eines mysteriösen Mordfalls im Kunstmilieu machten und dabei tiefsinnige Lebensfragen behandelten. In ebenso unförmigen wie kuscheligen Plüschkostümen ermittelten die Künstler in Hollywood – auf der Spur von »Action, Kultur, Geld!«. Der Film war ein kleiner Achtungserfolg; das Publikum begann, sich für die Arbeit des Schweizer Duos zu interessieren. Der große Durchbruch folgte jedoch erst sechs Jahre später mit einem weiteren Film: Der Lauf der Dinge.

Ausstellungserfolge mit hintergründigen Humoresken

Peter Fischli und David Weiss präsentierten ihren etwa halbstündigen 16-mm-Film Der Lauf der Dinge auf der Documenta 8 in Kassel und erzielten damit einen großen Publikumserfolg. Der Kameramann Pio Corradi filmte die von dem Duo Peter Fischli und David Weiss kunstvoll entworfene Rube-Goldberg-Apparatur, die keinem erkennbaren Zweck diente, aber durch eine fortlaufende Abfolge chemischer und physikalischer Prozesse die Betrachter faszinierte. Das sei spannend wie ein Thriller von Alfred Hitchcock, befand die britische Zeitung The Independent, der Film wurde in die Sammlung des Centre Georges Pompidou in Paris aufgenommen und ist als Dauerexponat im Museum of Modern Art in New York und im Museum Wiesbaden zu sehen. Für Peter Fischli und David Weiss war das der Beginn einer umfassenden internationalen Ausstellungstätigkeit. Allein an der Biennale Venedig nahmen die Schweizer sechs Mal teil; im Jahr 2003 gewannen sie sogar den Goldenen Löwen für ihren Beitrag, der aus zahllosen scheinbar sinnlosen Fragen bestand, die an die Wand projiziert wurden: Gibt es die Welt auch ohne mich? Ist meine Dummheit ein warmer Mantel? Eine Antwort blieben die Künstler ihrem Publikum indes schuldig.

Ein humoristisch-ironischer Blick auf die Welt

Peter Fischli und David Weiss gehören zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen Kunst in der Schweiz. Die Kritik bringt sie in Verbindung zu Dadaismus und Surrealismus, sieht ihr Schaffen aber auch in der Tradition bedeutender Konzeptkünstler wie Marcel Duchamps, Jean Tinguely oder Dieter Roth. Peter Fischli und David Weiss betrachteten die Welt von einem humorvoll-ironischen Blickwinkel aus und setzten diesen in ihren Installationen und Objekten für ihr Publikum um. Zu den bekanntesten Projekten zählt die enzyklopädische Skulpturensammlung Plötzlich diese Übersicht, für die Peter Fischli und David Weiss Hunderte kleiner Lehmskulpturen geformt hatten, die bedeutende Momente aus der Geschichte der Menschheit darstellen sollten. Da waren das Ehepaar Einstein im Augenblick nach der Zeugung ihres berühmten Sohnes Albert ebenso zu sehen wie eine Reisegruppe von Aliens vor dem jungsteinzeitlichen Monument Stonehenge. Der tragische Krebstod von David Weiss im April 2012 bedeutete ein vorzeitiges Ende für das erfolgreiche Duo Fischli/Weiss.