Frank Gerritz

Frank Gerritz – Immanente Bewegung durch das Spiel mit Licht und Perspektive

Frank Gerritz, geboren 1964 in Bad Oldesloe, schaffte den internationalen Durchbruch mit seinen Grafitschichtungen auf MDF-Platten und weißem Papier. Mit einem weichen Faber-Castell-Stift der Sorte 9B zog der Künstler Myriaden von dünnen Linien über die gewählte Oberfläche und erzeugte mit den präzisen und genau berechneten Schraffuren eine neue Struktur, die für den Betrachter eine stark veränderte Wahrnehmung zur Folge hatte. Dabei interessierte sich Frank Gerritz vor allem für das Spiel mit dem Licht, das auf die dünnen Grafitlinien traf, von diesen auf ganz verschiedene Weise wiedergegeben wurde und den Bildern die Dreidimensionalität einer Skulptur verlieh. Diese neue Wirklichkeit, die Frank Gerritz erschließt, ist eine Welt aus Schwarz-Weiß und Grautönen, aus Hell und Dunkel. Das ist kein Zufall: Die Beziehung von Material und Licht interessiert Gerritz, inspiriert seine Arbeit, die nicht statisch wirkt, sondern durch die Interaktion mit den sich verändernden Lichtverhältnissen im Raum auch ihren eigenen Ausdruck wandelt und eine unbestimmte stete Bewegung suggeriert.

Eine Harmonie des Gegensätzlichen in mehreren Dimensionen

Frank Gerritz begann seine Karriere als Bildhauer und formte Skulpturen aus Gusseisen, eher sich 1989 den Zeichnungen zuwandte, die ihn weltweit bekannt machten. Für den Künstler sind aber auch diese Bilder Skulpturen, denn er denkt und arbeitet in räumlichen Dimensionen. Auch als Zeichner und Maler bleibt Frank Gerritz immer Bildhauer, weshalb seine Kunst durch Abbildungen nur unzureichend wiedergegeben werden kann – um die Werke des Raumdeuters zu verstehen, muss man ihre unmittelbare Präsenz erfahren. Auf flachen Abbildungen wirken sie nur allzu schnell wie Schöpfungen der Minimal Art, doch diese vorschnelle Zuschreibung wird dem Schaffen Gerritz' nicht gerecht. Die Flächen werden durch die Behandlung des Künstlers zu Räumen, die betreten und erforscht werden wollen. Es ist eine Harmonie der Gegensätze und eine Verbindung des Unvereinbaren, was Gerritz in unnachahmlicher Weise meisterlich ausgeführt anbietet. Raum, Volumen und Architektur werden vom Künstler aufgenommen und mit seinem Werk verflochten, aus dem bereits Gegebenen wird etwas neu Geschaffenes.

Die moderne Kunst als abstrakte, dreidimensionale Idee

Frank Gerritz hat als konsequenter Vertreter der Abstraktion vor allem in den USA große Bekanntheit erreicht, bekommt aber in den letzten Jahren auch in seiner Heimat Deutschland immer mehr Aufmerksamkeit. Der Künstler, den der amerikanische Kritiker Donald Kusbit als »letzten Hardliner der Abstraktion« bezeichnete, hat sich bewusst dagegen entschieden, Farben für seine Werke zu benutzen. Durch seine Arbeit werden Oberflächen zu Spiegeln und empfangen ihre Farbe und Form von der Umgebung, als eine Projektionsfläche für die Welt, in die sie gestellt sind. Deshalb ist es Frank Gerritz auch besonders wichtig, wo und wie seine Objekte präsentiert werden. Seine Installationen lässt Gerritz auch einmal von harter Heavy-Metal-Musik begleiten, eine Referenz auf seine Biografie, zu der in der Jugendzeit eine Phase als Punkrocker gehört.

Frank Gerritz lebt und arbeitet in Hamburg.