Nicht Perfektion, sondern das Unvollkommene, das kunstvoll Gedachte, aber mit Vorsatz nicht zu Ende Gebrachte zeichnet die Kunst von Georg Herold aus. Mit seinem kreativen Aufbegehren gegen gesetzte Grenzen und gesteckte Erwartungen wurde er als Bildhauer zu einem der prägendsten Vertreter der modernen Gegenwartskunst.
(...) WeiterlesenGeorg Herold - Erst ungezähmter Rebell, dann charmanter Spieler
Georg Herold wurde am 26. Juli 1947 in Jena geboren. In der DDR absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Schmied, litt aber zunehmend unter der geistigen Enge der SED-Herrschaft. Ein Fluchtversuch Richtung Westen misslang, Herold wurde vorübergehend inhaftiert und 1973 freigekauft. Er ging nach Hamburg, wo er von 1977 bis 1983 an der Hochschule für Bildende Künste bei Sigmar Polke studierte. In den 1980er-Jahren betrat er das Parkett der Kunst als »Junger Wilder«, stellte gemeinsam mit seinen Freunden und Kollegen Werner Büttner, Martin Kippenberger sowie Albert und Markus Oehlen die etablierten Mechanismen des Kunstbetriebs infrage. Die ironische Distanz am eigenen Werk und die Freude am Ausbrechen aus den gesetzten Grenzen hat sich Georg Herold über seine gesamte Laufbahn hinweg bewahrt – auch wenn der ungestüme, rebellische Geist einem gelassenen Spiel mit den Erwartungen seines Publikums gewichen ist. Ganz sicher sein kann sich der Betrachter nie, ob Georg Herold sein Werk wirklich so gemeint hat, wie es den Anschein hat – oder ob dahinter nicht doch eine ganz andere Absicht steckt.
Mit »dummen Materialien« gegen die Gesetze des Marktes
Ein gehöriges Maß an Originalität und Eigenwilligkeit legt der Künstler auch bei der Wahl seiner Werkstoffe an den Tag. Da werden schon einmal Strumpfhosen, Betonklötze oder Ziegelsteine verarbeitet – und besonders gern auch Holzlatten, die Georg Herold in schelmischer Komposition aufeinander nagelt. »Dumme Materialien«, nennt er seine Komponenten und meint das bei Weitem nicht so abschätzig, wie es klingt. Wenig Qualität, aber für alles zu gebrauchen, präzisiert er sein Urteil, und außerdem nicht durch die Kunstgeschichte vorbelastet, sondern ganz frei für die neuen Interpretationen eines frischen Geistes. Vieles von dem, was Georg Herold verarbeitet, ersteht er ganz profan in einem Baumarkt. Da entstehen grob zusammengezimmerte Frauenskulpturen aus Holzscheiten, die von einer Strumpfhosenhaut überzogen und schließlich bunt lackiert werden. Nur nicht zu detailliert arbeiten, nur dem Betrachter allzu viel abnehmen. Das Publikum braucht Fantasie, soll sich einfühlen, beschäftigen und erinnern.
Der Wert von Kunst lässt sich nicht bemessen
Obwohl Georg Herold Preise in achtbarer Höhe erzielt und auf zahlreichen renommierten Ausstellungen wie der documenta IX in Kassel vertreten ist, steht er jeglichen Wertzuschreibungen für Kunstwerke skeptisch gegenüber. Überirdische Kunst will Georg Herold auch gar nicht schaffen, im Gegenteil: Jedem seiner Stücke haftet etwas Vergängliches an, das der Künstler betont und mit einem Denkanstoß an sein Publikum verbindet. Es soll bedacht und gefragt werden: Was ist wahre Kunst, was ist wertvoll, was gehört in ein Museum, was verdient Aufmerksamkeit? Der Künstler selbst will diese Frage nicht beantworten, sondern illustrieren – mit Werken, die in Gestalt und Ausführung immer mehr Begeisterung in der Kunstwelt hervorrufen, selbst wenn es sich bei genauerem Hinsehen nur um ein Paar alte Topflappen und ein mit Erdöl beschmiertes Decklaken handelt.
Georg Herold lebt und arbeitet heute überwiegend in Köln.
Georg Herold - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: