Ferdinand Hodler - Entbehrungsreiche Kindheit, früher Broterwerb als Maler
Ferdinand Hodler wurde am 14. März 1853 in Bern geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in ärmlichen Verhältnissen; Vater und Mutter starben früh an Tuberkulose, bereits mit 12 Jahren war er als Maler der Haupternährer der Familie. In den folgenden Jahren verlor er auch seine Geschwister an die tückische Krankheit, die damals Schwindsucht genannt wurde. Ferdinand Hodler durchlief eine Lehre als Ansichten- und Vedutenmaler in Thun, gelangte 1871 nach Genf und verdiente dort seinen Unterhalt durch das Malen von Firmenschildern, während er im Musée Rath die ausgestellten Bilder etablierter Meister kopierte. Bei diesem Anlass entdeckte ihn 1872 der Schweizer Landschaftsmaler Barthélemy Menn und nahm ihn als Schüler auf. Hodlers frühe künstlerische Vorbilder waren Maler wie Gustave Courbet und Camille Corot. 1874 feierte Ferdinand Hodler einen ersten Erfolg mit seiner Teilnahme an dem Wettbewerb Concours Calame, bei dem er den 1. Preis errang. Während einer Spanienreise studierte er außerdem die Werke von Jusepe de Ribera, Peter Paul Rubens, Diego Velázquez, Tizian und Raffael.
Hinwendung zum Symbolismus, zunehmende künstlerische Erfolge
Ferdinand Hodler gehörte im Jahr 1881 zu dem Team von Malern, die Edouard Castres bei seinem berühmten Bourbaki-Panorama unterstützten; er ist als Berner Soldat auf dem als europäisches Kulturdenkmal geltenden Rundbild verewigt. Im folgenden Jahrzehnt wandte er sich vermehrt dem Symbolismus zu und suchte nach den Strukturen und Mustern in der Welt und im menschlichen Dasein. Die Krankheits- und Todeserfahrungen der Kindheit und Jugendzeit prägten dabei das Schaffen des Künstlers. Dabei löste er sich von den künstlerischen Vorbildern seiner Anfangszeit und entwickelte seinen eigenen Malstil, den er Parallelismus nannte. Die Namensgebung geschah auch unter Bezugnahme der Thesen des deutschen Psychologen Wilhelm Wundt, die zu dieser Zeit in aller Munde waren. Das Jahr 1885 brachte für Ferdinand Hodler die erste Einzelausstellung; sie fand in Genf statt. Zwei Jahre später wurde ihm dieselbe Auszeichnung in seiner Heimatstadt Bern teil. Mit Werken wie Das mutige Weib erwarb er sich immer mehr Zustimmung bei Kritik und Publikum und mehrte stetig seinen Bekanntheitsgrad, weckte aber auch harschen Widerspruch.
In Deutschland verfemt, in der Schweiz umstritten und verehrt
Ferdinand Hodler wirkte mit seiner eigentümlichen Malweise auf seine Zeitgenossen mitunter irritierend; seine nackten Schläfer auf dem 1889 entstandenen Bild Die Nacht provozierten gar einen handfesten Skandal. Große Faszination übte der Tod auf ihn aus, er malte häufiges Modell Augustine Dupin auf deren Totenbett und hielt auch die Krebserkrankung und das langsame Sterben seiner Geliebten Valentine Godé-Darel auf Zeichnungen und Gemälden fest. Dies alles war ein Teil seines lebenslangen Ringens um ein künstlerisches Durchdringen und Verstehen der Welt und des Lebens, ihrer Abläufe und Gesetzmäßigkeiten. Nach seinem Protest gegen den Beschuss der Kathedrale von Reims durch die deutsche Artillerie im Ersten Weltkrieg wurde er in Deutschland zum Geächteten. Im gleichen Maß wuchs jedoch sein Ruhm in der Schweiz. Ferdinand Hodler pflegte Umgang mit zahlreichen Künstlerpersönlichkeiten, darunter Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Gustav Klimt und Carl Albert Loosli; Letzterer veröffentlichte mehrere Bücher über seinen berühmten Malerfreund. Ferdinand Hodlers Gemälde Der Genfer See von Saint-Prex ist mit einem Erlös von 10,9 Millionen Schweizer Franken bis heute das wertvollste Werk eines Schweizer Künstlers.
Ferdinand Hodler starb am 19. Mai 1918 in Genf.
Ferdinand Hodler - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: