William Klein

William Klein wurde am 19. April 1926 in New York geboren. Er entstammte einer verarmten jüdischen Familie, besuchte die High-School und konnte nach deren vorzeitigem Abschluss bereits mit 14 Jahren ein Soziologiestudium am City College of New York beginnen. Während des Zweiten Weltkriegs diente er bei den US-amerikanischen Streitkräften und gelangte auf diesem Weg erst nach Deutschland und dann nach Frankreich, wo er sich schließlich nach seiner Entlassung aus der Armee dauerhaft niederließ. An diesem Entschluss hatte seine spätere Ehefrau Jeanne Florin (†2005), »das schönste Mädchen von Paris«, die er während seines ersten Aufenthalts in Paris als GI im Jahr 1947 kennenlernte, einen nicht unerheblichen Anteil. William Klein besuchte die Sorbonne und studierte später in den Ateliers von Fernand Léger (1881–1955) und André Lhote (1885–1962), der auch Henri Cartier-Bresson (1908–2004) unterrichtet hatte. Zu dieser Zeit galt das künstlerische Interesse William Kleins vor allem der abstrakten Malerei und Skulptur.

William Klein konnte 1952 zwei erfolgreiche Einzelausstellungen in Mailand bespielen, wo er auch eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem italienischen Architekten Angelo Mangiarotti (1921–2012) begann. Er experimentierte mit der kinetischen Kunst und lernte bei einer Ausstellung seiner Werke den damaligen künstlerischen Direktor der Modezeitschrift Vogue, Alexander Liberman (1912–1999) kennen. In der Folge wandte sich William Klein der Fotografie zu und erlangte als Modefotograf für die Vogue große Bekanntheit, auch weil er die Haltung der Modelle veränderte und auf diese Weise leise Skandale provozierte. Zu seinem Ruhm trugen auch seine Fotoessays über diverse Städte bei, die er mit Unterstützung von Chris Marker (1921–2012) beim Verlag Éditions du Seuil veröffentlichen konnte. Dabei erschloss sich William Klein die Fotografie anders als die Malerei auf autodidaktischem Weg, und gerade dieser persönliche und unkonventionelle Zugang führte zu einer vielbewunderten, unverwechselbaren Ästhetik, die ihn mit dem Schweizer Fotografen Robert Frank (1924–2019) zu einem der »Väter der Straßenfotografie« machte.

William Klein beschäftigte sich neben der Fotografie auch mit dem Filmemachen und drehte zahlreiche Kurzfilme. Dabei trieb ihn vor allem sein gesellschaftspolitischer Gestaltungswille an, mit dem er sich für die Rechte der Afroamerikaner einsetzte und deren Sache durch filmische Porträts von Persönlichkeiten wie Muhammad Ali (1942–2016), Little Richard (1932–2020) und Eldridge Cleaver (1935–1998) unterstützte. Als künstlerischer Berater unterstützte er Louis Malle bei dessen Komödie Zazie dans le métro (1960), einer Verfilmung des gleichnamigen Romans des französischen Schriftstellers Raymond Queneau (1903–1976), auch der italienische Filmregisseur Federico Fellini (1920–1993) wünschte sich Klein als Assistenten. Für seine Kunst erhielt William Klein Preise und Auszeichnungen, darunter 1957 den Prix Nadar für sein Fotobuch über New York. 2019 wurde in Paris eine große Retrospektive seines umfassenden Werkes veranstaltet.

William Klein starb am 10. September 2022 in Paris.