Michel Majerus

Michel Majerus – Mit einem riesigen Sneaker in die Erfolgsspur

Michel Majerus wurde am 9. Juni 1967 in Esch-sur-Alzette in Luxemburg geboren. Malerei studierte er in Stuttgart an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste von 1986 bis 1992 unter anderem bei Joseph Kosuth und K. R. H. Sonderburg. Die Wahl seiner Lehrer, eines US-amerikanischen Konzeptkünstlers und eines dänischen Malers des Informel, deuteten bereits die große Bandbreite künstlerischer Ausdruckmittel an, die Michel Majerus in seiner kurzen Karriere anstrebte. Nach dem Studium fand er in Berlin seine Wahlheimat, der er bis auf einen einjährigen Aufenthalt in Los Angeles im Jahr 2001 die Treue hielt. Den künstlerischen Durchbruch schaffte Majerus in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre, als er mit seinen Beiträgen für die Manifesta 2 in Luxemburg für Aufsehen sorgte: Das riesenhafte Bild eines von Wellen getragenen Sneakers »yet sometimes what is read successfully, stops us with its meaning, no. II« sprengte nicht nur den üblichen Größenrahmen der Malerei, sondern irritierte auch durch seine Präsentation im Foyer eines Kinos.

Ein buntes Sammelsurium in wilder kreativer Ordnung

Michel Majerus folgte der Auffassung der Pop Art, dass alles, was in der Alltagskultur seinen Platz gefunden hat, auch ein legitimes Sujet der bildenden Kunst darstellt. In dieser Hinsicht kannte er auch keine Berührungsängste, sondern griff umfassend auf Versatzstücke aus der Kunstgeschichte und der Popkultur zurück. Auf seinen Bildern sind Videospielikonen wie Super Mario ebenso zu finden wie ein Porträt des umstrittenen Rocksängers Marilyn Manson, sein Pinselstrich erinnert manchmal an Gerhard Richter, dann wieder an Frank Stella oder auch an Georg Baselitz und Wilhelm de Kooning. Den wichtigen Schritt in die Dreidimensionalität machte Michel Majerus im Jahr 2000, als er im Kölner Kunstverein auf Einladung von Udo Kittelmann sein größtes Bild auf der Oberfläche einer Halfpipe schuf: Die Arbeit begeisterte nicht nur die Kunstkritik, sondern auch zahlreiche Skater, die die Installation ausgiebig für ihre eigenen Zwecke nutzten. Ähnlich schwungvoll wie die teils akrobatischen Bewegungen der Skater fiel das weitere Schaffen von Michel Majerus aus, der virtuos alle Grenzen zwischen E- und U-Kultur vermischte, kunterbunte Zeichentrickfiguren aus japanischen und westlichen Animationsfilmen, Teletubbies, Sprechblasen, Preisschilder und ähnlich an sich Unpassendes irgendwie doch passend miteinander verschmolz.

Das sorgfältig geplante Chaos als Markenzeichen

Michel Majerus gestaltete auf Einladung des Kurators Harald Szeemann 1999 die Gestaltung der Außenfassade des italienischen Pavillons für die Biennale in Venedig. Ein weiterer Beleg für die zunehmende internationale Reichweite des jungen Künstlers, der seine vermeintlich in impulsiver Schaffensexplosion hingeschleuderten Bildwelten tatsächlich sorgfältig plante und komponierte. Dieses komponierte Chaos war ein bewusstes Stilmittel von Michel Majerus, der auch den Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung von Anfang an offen gegenüberstand und sie als willkommenes Instrument nutzte, um seine Zitate und Reflexionen zu verschmelzen. Bereits bestehende Bilder beinhalteten für Majerus die Aufforderung zur Neuschöpfung: die Kunstgeschichte als unendliche Erzählung.

Michel Majerus starb am 6. November 2002 in Niederanven bei einem Flugzeugabsturz.