Harding Meyer zeigt Gesichter, seziert sie mit seinem Pinsel, nimmt sie auseinander und setzt sie neu zusammen. So entstehen völlig neue Züge und der Betrachter ist gefordert, ganz genau hinzusehen und Schicht für Schicht eine surreale Schönheit zu entdecken, die gerade in ihrer Unwirklichkeit erstaunlich real und lebendig wirkt.
(...) WeiterlesenHarding Meyer - Künstlerische Ausbildung in Karlsruhe
Harding Meyer wurde 1964 in Porto Alegre, Brasilien, geboren. Seine künstlerische Ausbildung fand unter anderem in Deutschland statt, von 1987 bis 1993 studierte er an der Kunstakademie in Karlsruhe bei Professor Helmut Dorner und Professor Max Kaminski; ab 1993 war er Meisterschüler. Für seine Arbeit erhielt Harding Meyer Preise und Auszeichnungen, unter anderem wurde er 1999 mit dem Helmut-Stober-Preis geehrt. Der höchst produktive Künstler beteiligte sich an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt und sorgte vor allem mit seinen großformatigen Frauenporträts für viel Aufsehen.
Die Bildstörung als Stilelement
Wenn Harding Meyer es will, dann sind seine Gemälde von Fotografien nicht zu unterscheiden, aber seine hochentwickelte Fähigkeit zur fotorealistischen Wiedergabe nutzt der Künstler in der Regel nur, um die Illusion der Realität durch bewusst gesetzte Glitches zu zerstören, oder vielleicht besser: neu zu ordnen, denn die mit viel Bedacht gesetzten Brechungen dienen nicht eigentlich dem Zwecke der Zerstörung, sondern der annähernden Neuschöpfung; der Künstler manipuliert seine Darstellung, um aus der Dokumentation der Wirklichkeit eine provokant-faszinierende Komposition seiner kreativen Vision zu formen. Fast immer sind es Köpfe, die Harding Meyer in Öl und im Großformat festhält, in der Regel Frauen, manchmal auch Männer. Nur selten ist auf seinen Bildern mehr zu sehen als die ausdrucksstarken Gesichter junger Menschen, die mit sogartigem Blick den Betrachter in ihren Bann ziehen. Hat man erst einmal Blickkontakt mit den Charakterköpfen von Harding Mayer hergestellt, fällt das Wegschauen schwer, ehe nicht alle Geheimnisse der rätselhaften Kunstpersonen ergründet wurden. Es sind immer unbekannte Gesichter, die Harding Meyer als Vorlage nimmt, niemals setzt er auf prominente Modelle. Die Wirkung der Augen ist essenziell für Meyers Kunst, nur selten zeigt er sie geschlossen, in der Regel blickt der Künstler durch sie sein Publikum an und zwingt es in den gespannten Diskurs.
Moderne Technik und traditionelle Malweisen
Seine Vorlagen bezieht Harding Meyer bevorzugt aus den Medien. Häufig filmt er mit seiner eigenen Kamera Fernsehsendungen, nimmt beispielsweise Menschen in Talkshows auf, erstellt Screenshots am Computer oder scannt Magazinbilder und übersetzt die so gewonnenen Modelle in seine Malerei. Dabei berücksichtigt er gekonnt die Eigenheiten der Vorlage: Streifenbildung eines unruhigen TV-Signals hinterlassen ebenso ihre Spuren wie die Pixel einer Computergrafik oder die Knicke in einer Magazinseite. Während er für seine Motive auf moderne Bildquellen setzt, bedient er sich bei seiner Malerei althergebrachter Techniken, die bereits von den alten Meistern wie Rubens, Tintoretto oder Giorgione benutzt wurden. Es sind unzählige Arbeitsschritte, die der Künstler vornimmt, wenn er in vielen Schichten Tupfer und Flächen aufträgt, die sich erst in der vollendeten Gesamtschau zu einem der faszinierenden Gesichter verbinden, für die Harding Meyer berühmt ist. Es kann so durchaus einige Wochen dauern, bis ein Gemälde vollendet ist. Meist begnügt sich Harding Meyer dabei nicht mit Einzelwerken, sondern schafft ganze Serien, die er mitunter endlos fortsetzen kann.
Harding Meyer - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: