Louise Nevelson

Louise Nevelson - Schwierige Kindheit als Jüdin, Immigrantin und Außenseiterin

Louise Nevelson wurde am 23. September 1899 als Leah Berliawsky in Perejaslaw geboren. Die heute zur Ukraine gehörige Stadt war damals Teil des Russischen Kaiserreichs. Nevelson wuchs als jüngste Tochter in einem orthodox-jüdischen Elternhaus auf; 1905 emigrierte ihre Familie in die USA. In Rockland im Bundesstaat Maine hatte der Vater sich bereits 1902 eine neue Existenz aufgebaut und arbeitete als Holzfäller – ein Umstand, der sich später auf das künstlerische Schaffen seiner Tochter auswirkte, in dem Holz als Werkstoff eine wichtige Rolle spielte. Weil in ihrem Elternhaus vorwiegend Jiddisch gesprochen wurde, musste Louise Nevelson die englische Sprache in der Schule erlernen. Im Alter von neun Jahren zeigte sie sich tief beeindruckt von einer Gipsbüste der französischen Heldin Jeanne d'Arc und entwickelte in der Folge ein starkes Interesse an der Kunst, das in ihrer Umgebung aber kaum Förderung fand. Um der Enge ihres kleinbürgerlichen Heimatortes zu entfliehen, ging Louise Nevelson nach New York, wo sie 1918 die High-School abschloss.

Unglückliche Ehe und endgültige Hinwendung zur Kunst

Louise Nevelson arbeitete als Stenografin in einer Anwaltskanzlei und lernte bei dieser Tätigkeit den vermögenden Charles Nevelson kennen, den sie 1920 heiratete. Jedoch konnte auch die Geburt des gemeinsamen Sohnes Myron nicht verhindern, dass die Ehe an den unterschiedlichen Vorstellungen der Partner scheiterte: Louise Nevelson wollte sich künstlerisch betätigen, Charles Nevelson erwartete eine fürsorgliche und repräsentative Gattin. Die Ehe wurde geschieden, Louise Nevelson behielt den Namen ihres Mannes, verzichtete aber auf jede finanzielle Unterstützung. Stattdessen wandte sie sich der Kunst zu, studierte bei Kenneth Hayes Miller und Kimon Nicolaides an der Art Students League. Während ihres Studiums lernte Nevelson die Kunst von Marcel Duchamps kennen, die ihr späteres Werk beeinflussen sollten. Weitere wertvolle Erfahrungen sammelte die Künstlerin auf einer Reise nach Europa, in den Pariser Museen beeindruckten sie die Werke von Pablo Picasso, Henri Matisse und Constantin Brâncuși sowie die ausgestellten Exponate afrikanischer Kunst. In München studierte sie bei Hans Hofmann und lernte den Kubismus kennen.

Durchbruch zu einer international gefeierten Künstlerin

Louise Nevelson unterstützte zwar noch 1932 Diego Rivera bei der Ausführung seines großformatigen Wandgemäldes Portrait of America, doch fühlte sie sich immer mehr zur Bildhauerei hingezogen. 1941 erhielt sie ihre erste Einzelausstellung in der Karl Nierendorf Gallery in New York. 1943 zählte Nevelson gemeinsam mit Künstlerinnen wie Frida Kahlo, Dorothea Tanning und Meret Oppenheim zu den 31 Teilnehmerinnen der berühmten Ausstellung Exhibition by 31 Women, die Peggy Guggenheim in ihrer Galerie Art of This Century veranstaltete. In den 1940er-Jahren stellte die Arbeit mit Keramik einen Schwerpunkt im Schaffen Louise Nevelsons dar. 1958 erregte sie mit ihrem großformatigen Werk Moon Garden Plus internationale Aufmerksamkeit. In den 1960er-Jahren nahm Nevelson an der Biennale von Venedig sowie zweimal an der Documenta in Kassel teil. Noch zu Lebzeiten wurde ihr eine besondere und seltene Ehre zuteil: Eine Plaza in Downtown New York wurde ihr gewidmet und nach ihr benannt.

Louise Nevelson starb am 17. April 1988 in New York. Die Malerin Neith Nevelson ist ihre Enkelin.