Marcel Duchamp - Eine kunstinteressierte Familie
Marcel Duchamp wurde am 28. Juli 1887 in Blainville-Crevon als drittes von sechs Kindern eines Notars geboren. Seine Neigung zur Kunst verdankte er wohl der Mutter, die eine Tochter des Malers und Kupferstechers Émile Frédéric Nicolle war. Drei seiner Geschwister betätigten sich ebenfalls als Künstler, sein ältester Bruder Gaston wurde unter dem Pseudonym Jacques Villon als Maler bekannt, ebenso seine Schwester Suzanne Duchamp-Crotti, sein Bruder Raymond Duchamp-Villon war Maler und Bildhauer des Kubismus. Marcel Duchamp besuchte unter anderem das renommierte Lycée Corneille und begann 1902 als 15-Jähriger mit der Malerei. Erste Werke waren vom damals tonangebenden Impressionismus beeinflusst, für zahlreiche Skizzen dienten ihm seine Schwester Suzanne, die Großmutter und der Maler Robert Pichon, ein Freund der Familie, als Vorbild. In Paris bildete er sich an der privaten Kunstschule Académie Julian fort und wohnte während dieser Zeit bei seinem Bruder Jacques Villon. Noch immer prägte der Impressionismus seine künstlerische Arbeit. Nach einem verkürzten Militärdienst verdingte er sich in Paris als Illustrator.
Hinwendung zum Kubismus, Begründer der Objektkunst
Ab 1911 nahm Marcel Duchamp an den Treffen der Künstlergruppe Puteaux teil, die sich um seinen Bruder Jacques Villon und Künstler wie Albert Gleizes, Guillaume Apollinaire, Henri Le Fauconnier, Jean Metzinger und Roger de La Fresnaye versammelte. Im selben Jahr wandte sich Marcel Duchamp dem Kubismus zu, nachdem er sich zuvor Karikaturist versucht hatte. Als folgenschwere Zäsur in der Künstlerlaufbahn Marcel Duchamps erwies sich der Besuch in München, zu dem ihn der deutsche Maler Max Liebermann angeregt hatte. Duchamp verstand München als Ort seiner »völligen Befreiung«, ließ sich seither von Literatur anstelle von anderen Malern inspirieren und trieb in seinen Gemälden den Kubismus auf die Spitze. Mit dem Bild »Akt, eine Treppe herabsteigend Nr. 2« löste er 1912 einen handfesten Skandal aus. Die Ablehnung durch den Salon des Indépendants zeigte Marcel Duchamp, dass er zu den existierenden Künstlergruppen nicht passte und bestärkte ihn darin, seinen Weg als Einzelgänger zu gehen. Unter dem Eindruck eines Besuchs der Luftfahrtschau in Paris schuf er mit dem »Fahrrad-Rad« sein erstes Ready-made (Objet trouvé) und wurde damit zum Begründer der Objektkunst.
Eine Ikone des Avantgardismus
Im Jahr 1915 übersiedelte Marcel Duchamp nach New York, wo er sich mit Man Ray befreundete und fortfuhr, den gängigen Kunstbegriff infrage zu stellen. Hier traf er mit weiteren Künstlern zusammen, die vor dem Ersten Weltkrieg in die USA geflohen waren, und erregte bald die Aufmerksamkeit der ansässigen Presse. Gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden gründete Duchamp die »Society of Independent Arts« und veröffentliche die frühe dadaistische Schrift »The Blind Man«. Wiederholt zog es ihn nach Paris, wo er engen Umgang mit den Dadaisten und Surrealisten pflegte. Neben seiner bahnbrechenden künstlerischen Tätigkeit interessierte sich Marcel Duchamp auch zeitlebens sehr für das Schachspiel, dessen Meister er als Künstler betrachtete. Joseph Beuys kritisierte später Duchamps Kunstverständnis und dessen zeitweilige Beschränkung auf Schachspiel und Schriftstellerei.
Marcel Duchamp starb am 2. Oktober 1968 in Neuilly-sur-Seine.
Marcel Duchamp - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: