Panamarenko

Panamarenko – Die Flugapparaturen begeisterten auch Joseph Beuys

Panamarenko wurde am 5. Februar 1940 in Antwerpen als Henri Van Herwegen geboren. Der Künstlername, unter dem er über die Grenzen seiner Heimat Belgien hinaus berühmt wurde, ist eine Kunstschöpfung aus den Namen des sowjetischen Politikers Panteleimon Ponomarenko, des Staates Panama und der Fluggesellschaft Pan Am. Panamarenko erfand diesen Namen wohl noch während seiner Zeit auf der Antwerpener Kunstakademie, die er in den 1950er Jahren besuchte. Zwei wichtige Inspirationsquellen in dieser Zeit waren die Pop Art und die Verschmelzung von Kunst und Technik, wie sie bei Leonardo da Vinci sichtbar wurde. Joseph Beuys, der neben Pablo Picasso, Bruce Nauman und Marcel Broodthaers zu Panamarenkos Vorbildern zählte, zeigte sich von den Arbeiten des Belgiers angetan und präsentierte dessen »Flugzeug« 1968 in Düsseldorf. Als Harald Szeemann 1972 die documenta 5 in Kassel kuratierte, lud er Panamarenko ein, seinen »Aeromodeller« in der Abteilung »Individuelle Mythologien« zu zeigen. Damit gelang dem eigenwilligen Künstler der internationale Durchbruch, an den sich mehrere Ausstellungen in Luzern, Düsseldorf und Berlin anschlossen.

Künstlerische Visionen und kindliche Freude

Panamarenko baute nicht nur Flugapparate wie Zeppeline, Gleiter, Luftschiffe und sogar fliegende Untertassen aus Sperrholz, obwohl die Luftfahrt sein liebstes Sujet darstellte, sondern auch U-Boote und Rennautos. Neben dem mitunter abenteuerlichen Design war allen seinen Geräten eins gemeinsam: Sie funktionierten nur in der Vorstellung ihres Schöpfers und seines Publikums. Panamarenkos Kunstwerke verwandelten Museen und Galerien in riesige Spielplätze, über denen ein reizvoller Konjunktiv schwebt: Ob nämlich die ausgestellten Maschinen nicht doch ein wenig, auf irgendeine geheimnisvolle Weise, funktionieren könnten? Die Süddeutsche Zeitung verortete den fantasievollen und ambitionierten Künstler irgendwo zwischen dem mythischen Ikarus, der mit wachsverklebten Flügeln zur Sonne fliegen möchte und dem Kinderbuchhelden Karlsson vom Dach, dessen leibliches Übergewicht von seinem Rucksackpropeller Marke Eigenbau gerade so durch die Lüfte geschaukelt wird. Die fantastischen Technikvisionen sprengten die Grenzen des Denk- und Machbaren und weckten ihn so manchem ernsten Kunstkritiker wieder das lange vergessene Kind.

Poetischer Konstrukteur und Schöpfer von Roboter-Hühnern

Panamarenko nannte seine Schöpfungen »poetische Konstruktionen« und machte sich über deren technische Tauglichkeit keinerlei Illusionen. Dafür erreichten seine Gedanken schwindelerregende Höhen: In den 1990er Jahren schuf er »Die Roboter-Hühner Archaeopterix« gar einen Beitrag zur Evolutionstheorie. So unkonventionell wie seine gesamte Künstlerkarriere war auch deren Ende: Anlässlich seines 65. Geburtstags im Jahr 2005 verkündete Panamarenko, in den Ruhestand gehen zu wollen. Auf die Frage, warum er sich als Künstler an das bürgerliche Renteneintrittsalter gebunden fühle, antwortete er nur, er habe schlicht nicht mehr genügend Platz, um noch mehr seiner übergroßen Kunstwerke zu lagern. Für den poetischen Himmelsstürmer bedeutete es wahrscheinlich die größte Ehre seiner Laufbahn, als der von seinem Landsmann Eric Walter Elst entdeckte Asteroid (12702) Panamarenko nach ihm benannt wurde. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte der Künstler in großer Zurückgezogenheit in einer Kleinstadt in den Ardennen.

Panamarenko starb am 14. Dezember 2019.