Louis Soutter

Louis Soutter wurde am 4. Juni 1871 in Morges geboren. Der Sohn eines Apothekers und einer Musikerin tat sich schon früh schwer damit, den richtigen Weg zu finden. Das an der Universität Lausanne begonnene Ingenieursstudium brach er für ein Architekturstudium in Genf ab, doch brachte er auch dieses nicht zum Abschluss, sondern ging stattdessen an das Conservatoire Royal in Brüssel, wo er Musik bei dem Violinisten und Komponisten Eugène Ysaÿe studierte. Hier lernte er seine spätere Frau, die Geigenspielerin Madge Fursman, kennen. Weil ihn auch das Musikstudium nicht zufriedenstellte, kehrte Louis Soutter Ende 1894 in seine Schweizer Heimat zurück und nahm Mal- und Zeichenunterricht bei dem Maler und Zeichner Léon Gaud, der selbst ein Schüler des gefeierten Schweizer Landschaftsmalers Barthélemy Menn gewesen war. Obwohl er seinen Weg mehr und mehr in der Malerei fand, blieb er der Musik, vornehmlich dem Geigenspiel, das er schon als Kind virtuos beherrschte, stark verbunden.

Louis Soutter besuchte 1895 Paris, um in der anregenden Atmosphäre der französischen Hauptstadt und Kulturmetropole weitere Unterweisung in den Ateliers von Emmanuel Frémiet, Jean-Paul Laurens, Filippo Colarossi und Jean-Joseph Benjamin-Constant zu finden. 1897 übersiedelte er in die USA, wo er heiratete und am Colorado College die Leitung des neu gegründeten Art Departments übernahm. Dieser neuen Ordnung in seinem Leben und den damit einhergehenden Verpflichtungen und Erwartungen zeigte sich Louis Soutter nicht gewachsen, so dass es bald zur Scheidung kam und er von seinem verantwortungsvollen Posten zurücktrat. Soutter kehrte in die Schweiz zurück und wandte sich wieder verstärkt der Musik zu: Er trat 1908 in das Lausanner Symphonieorchester ein, dessen Leitung 1910 der berühmte Dirigent Ernest Ansermet übernahm und wechselte 1915 in das Genfer Symphonieorchester. Weil er einen ausschweifenden Lebensstil pflegte, der in keinem gesunden Verhältnis zu seinem Einkommen stand, und darüber hinaus immer häufiger verhaltensauffällig wurde, stellte man ihn schließlich gegen seinen Willen unter eine Vormundschaft.

Louis Soutter war als Künstler zeitlebens ein Außenseiter, der neue Wege beschreiten wollte, die von seinen Zeitgenossen noch nicht anerkannt wurden. Zu seinen wenigen Fürsprechern gehörte sein Cousin, der Architekt Le Corbusier, von dem er sich allerdings auch entfremdete: Soutter lehnte Mussolini und den Faschismus ab, den Le Corbusier hingegen bewunderte und unterstützte. Im Alter von 52 Jahren wurde der Maler in ein Altersheim eingewiesen, in der sich ganz der Malerei zuwandte und mitunter nackt vor einer Leinwand saß, auf die er mit bloßen Fingern Farben auftrug, was bei seinem Verwandten Le Corbusier auf Unverständnis und Ablehnung stieß. Einer seiner letzten Freunde und Fürsprecher war der Maler René Auberjonois. Auch in die Literatur fand Soutter Eingang: Der deutsche Dichter Hermann Hesse schrieb über den tragischen Künstler sein Gedicht Louis Soutter. Der Schweizer Schriftsteller Lukas Hartmann beschäftigte sich intensiv mit der wechselvollen Biografie Louis Soutters und machte sie zum Gegenstand seines Romans Schattentanz. Die Wege des Louis Soutter, der 2021 im renommierten Schweizer Verlag Diogenes erschien und es rasch auf die Bestsellerliste schaffte.

Louis Soutter starb am 20. Februar 1942 in Ballaigues.