Nikolai Suetin gehörte bereits in jungen Jahren zu den Urhebern des Suprematismus, den er an der Seite von Kasimir Malewitsch und El Lissitzky konsequent und meisterhaft vorantrieb, um die Kunst von der Darstellung des Gegenständlichen zu lösen und der Empfindung zuzuwenden.
(...) WeiterlesenNikolai Suetin - Prägende Bekanntschaft mit Iwan Puni und Kasimir Malewitsch
Nikolai Michailowitsch Suetin wurde am 6. November 1897 in Mjatlewo bei Kaluga geboren. Schon während seines Studiums an einer Militärschule entdeckte er sein Interesse an der Zeichenkunst, konnte es aber zunächst nicht weiterfolgen. Stattdessen trat er im Jahr 1914, mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs, in die russische Armee ein. Als Soldat kam er 1915 nach Witebsk, wo er ab 1918 die Staatlichen Freien Künstlerischen Werkstätten besuchte, deren Gründer und Leiter Marc Chagall war. 1919 machte er die Bekanntschaft von Iwan Puni und wenig später Kasimir Malewitsch, dessen Theorien ihn so stark beeindruckten, dass er sich nach Kräften bemühte, sie in die Praxis umzusetzen. Noch im selben Jahr schuf er seine ersten abstrakten Bilder und beteiligte sich 1920 an der Gründung der Künstlergruppe UNOWIS, deren Mitglieder sich als Ausführende einer neuen Kunst verstanden. Kasimir Malewitsch war bis zu seinem Weggang im Jahr 1922 ihr unangefochtener Leiter und Vordenker – nach seinem Abschied löste sich die Gruppe auf, wohl auch, weil sich ihm mit Nikolai Michailowitsch Suetin, Wera Jermolajewa und Ilja Tschaschnik einige der wichtigsten Mitglieder anschlossen.
Der Wechsel vom Kubismus zum Suprematismus
Für Nikolai Suetin bot die Kunstschule Witebsk zahlreiche Möglichkeiten, verliefen dort die Grenzen zwischen Lehrern und Schülern fließend, wenn es darum ging, mit Experimenten und auch radikalen Ideen die Entwicklung und Bestätigung des Suprematismus voranzutreiben. Mit seinen Arbeiten zu der Dynamik der neuen Formen des Suprematismus im Raum zog Suetin viel Aufmerksamkeit auf sich, unter anderem zeigte El Lissitzky großes Interesse an dem jungen Künstler. In Zusammenarbeit mit seinen Künstlerkollegen entwarf Nikolai Suetin auch ganz konkrete Projekte: Festdekorationen, Beschilderungen, Schmuck für Schaufenster, Cafés und Rednerpulte. Es war eine erfüllte, erfolgreiche Zeit, die für Suetin erst endete, als er seinem Freund und Lehrer Malewitsch nach Petrograd folgte. Dort fand er 1922 eine Anstellung in der Staatlichen Porzellanmanufaktur als künstlerischer Designer.
Internationale Anerkennung für Suetins Porzellanarbeiten
Mit seinen Porzellanarbeiten erwarb sich Nikolai Suetin viel Aufmerksamkeit und war auf zahlreichen Ausstellungen auch außerhalb Russlands vertreten. Werkserien aus dieser Zeit waren die »Architektona« und »Planiten«. Gemeinsam mit Ilja Tschaschnik fertigte Suetin zudem Entwürfe für Möbel an. Ende der für ihn sehr erfolgreichen 1920er-Jahre heiratete er die Malerin Anna Leporskaja, mit der er in den folgenden Jahrzehnten verschiedene Ausstellungen gestaltete. 1932 wurde er zum künstlerischen Leiter der Staatlichen Lomonossow-Porzellanmanufaktur bestellt. Nachdem sein verehrter Lehrer Malewitsch 1935 gestorben war, entwarf Nikolai Suetin selbst einen Grabstein im Stil des Suprematismus, der jedoch nicht erhalten geblieben ist. Eine große Ehre war die zweimalige Gestaltung des Pavillons der UdSSR auf den Weltausstellungen 1937 und 1939 in Paris und New York. Mit seinem Spätwerk entfernte sich Nikolai Suetin wieder vom Suprematismus, was auch den sowjetischen Machthabern geschuldet war, die andere künstlerische Vorstellungen hegten.
Nikolai Suetin starb am 22. Januar 1954 in Leningrad.
Nicolaij Michailowitsch Suetin - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: