Antoine Watteau

Antoine Watteau - Erst Händler, dann Künstler

Jean-Antoine Watteau wurde am 10. Oktober 1684 in Valenciennes geboren, hatte einen älteren und zwei jüngere Brüder und ging im Alter von zehn Jahren bei dem Maler Jacques-Albert Gérin in die Lehre. Mehr ist nicht bekannt aus der Kinder- und Jugendzeit des großen Künstlers; erst das Jahr 1702 bringt die Kunde, dass er in Paris seinen Lebensunterhalt als Bilderhändler fristete. Hier nahm ihn Claude Gilbot als Schüler unter seine Fittiche. Antoine Watteau vertiefte seine Kenntnisse in der Malerei und übernahm von seinem Lehrer dessen Vorliebe für Theaterdarstellungen. Kurze Zeit später trat er in den Dienst des Dekorationsmalers Claude Audran III, der ihm in seiner Eigenschaft als Verwalter der Galerie du Luxembourg Aufträge für Wanddekorationen (panneaux) erteilte. Bei seiner Arbeit im Palais du Luxembourg konnte sich Antoine Watteau auch ausführlich mit dem Werk von Peter Paul Rubens bekannt machen, dessen Liebesgarten ihn zu seinen berühmten fêtes galante inspirierte – gemeinhin gilt Watteau sogar als Schöpfer dieser Bildgattung.

Mitglied der Akademie und Gast im Hause Crozat

Eines der berühmtesten Gemälde von Antoine Watteau, die Einschiffung nach Kythera, entstand als Bewerbung für die französische Akademie, der er auf Anregung von Charles de La Fosse beitreten wollte. Antoine Watteau malte dieses Werk gleich dreimal; am bekanntesten ist die zweite Version, die ihm 1717 die Mitgliedschaft an der Akademie einbrachte. Etwa zur selben Zeit war er ein fester Gast im Haus des vermögenden Kunstsammlers Pierre Crozat, der Antoine Watteau nicht nur Zugang zu seiner umfassenden Sammlung von Handschriften ermöglichte, sondern ihn auch mit berühmten Kunstkennern wie Pierre-Jean Mariette, Graf Caylus und Jean de Julliene bekannt machte. Letzterer sollte später von großer Bedeutung für den Nachlass von Antoine Watteau werden – der vierbändige Recueil Jullienne, eine prachtvolle Sammlung von insgesamt 621 Radierungen Watteaus erschien ab 1726 in nur 100 kompletten Sätzen. Die von Jean de Jullienne gestalteten Prachtbände in Übergröße gehören zu den teuersten, begehrtesten und seltensten Werken des 18. Jahrhunderts.

Das ungelöste Rätsel um den traurigen Clown Gilles

Zwischen 1718 und 1719 schuf Antoine Watteau ein Ölgemälde, das bis heute alle Experten vor ein viel diskutiertes Rätsel stellt. Der Clown Pierrot, genannt Gilles, ein Protagonist der italienischen Commedia dell'arte, steht mit melancholischem Gesichtsausdruck inmitten des heiteren Ensembles. Die eigenartige Komposition scheint keinen vernünftigen Sinn zu ergeben und hat zu verschiedenen Deutungen angeregt. Zahlreiche spätere Künstler bezogen daraus ihre Inspiration, darunter Größen wie Pablo Picasso und Henri Rousseau; auch Marcel Carné führte seinen hochgelobten Film Kinder des Olymp (Les Enfants du paradis) darauf zurück. Über Auftraggeber und Entstehungsgeschichte des Gilles ist nichts bekannt, allerdings hat Antoine Watteau das Motiv des Pierrot in späteren Werken aufgegriffen und variiert.

Viel zu früh starb Antoine Watteau am 18. Juli 1721 in Nogent-sur-Marne an Tuberkulose. Seine zahlreichen Bewunderer hielten die Erinnerung an sein Werk lebendig, allen voran der preußische König Friedrich der Große, der 19 Gemälde des verstorbenen Meisters besaß und seinem Hofmaler Antoine Pesne nahelegte, den Stil Watteaus zu übernehmen.