Slawomir Elsner - Schlichte Maltechniken zu neuer Meisterschaft gebracht
Slawomir Elsner, geboren 1976 in Wodzisław Śląski in Polen, kam Mitte der 1980er Jahre mit seinen Eltern nach Deutschland. In Kassel, wo bereits seine Großmutter lebte, studierte er von 1995 bis 2000 Bildende Kunst, 2001 wurde er Meisterschüler bei Norbert Radermacher. Das Bonner Cusanuswerk förderte Elsners Arbeit 1999 mit einem Stipendium. Das vielseitige Werk von Slawomir Elsner umfasst vor allem Buntstiftzeichnungen und großformatige Aquarelle, die der Künstler in konzeptionellen Serien arrangiert. Slawomir Elsner ist sich bewusst, dass Buntstifte und Aquarelle im Kunstbetrieb als niederschwellige Techniken angesehen werden und eine Assoziation zu frühen kindlichen Malversuchen im Kindergarten wecken, aber sein meisterlicher Umgang mit diesem Werkzeug lässt keinen Zweifel daran, dass hier ein Künstler genau weiß, was er tut. Der Aufwand ist bisweilen beachtlich, für manche abstrakte Aquarelle trug Elsner in sorgfältiger Handarbeit bis zu 100 Schichten auf. Sein Einwirken auf das werdende Bild beschränkte sich dabei auf das Festsetzen der zeitlichen Abstände und die Bestimmung des Mischungsverhältnisses von Wasser und Farbe.
Mit exakter Unschärfe Verborgenes sichtbar machen
Slawomir Elsner fühlt von jeher eine besondere Faszination für die Alten Meister, deren künstlerischem Erbe er sich auf seine ganz eigene Art nähert. Indem er ikonischen Werken die Schärfe nimmt, sie ihrer Einzelheiten beraubt, macht er neue Ebenen sichtbar und entdeckt die alten Bilder neu. Sein prägnantes Mittel der Wahl ist die Unschärfe, weil sie die zeitgebundenen Details, mit denen ein modernes Publikum nichts mehr anzufangen weiß, zugunsten von Farben und Kontrast in den Hintergrund treten lässt. Elsner möchte auf diese Weise den eigentlichen Charakter der Bilder herausarbeiten, die Idee hinter einem Kunstwerk sichtbar machen. Die Unschärfe wird dabei vom Künstler bewusst erzeugt, sie ist das Ergebnis sorgfältig gesetzter, exakter Striche, die er zu einem immer engeren Raster übereinanderlegt – wie das Muster eines Teppichs. Der Kunsthistoriker Andreas Henning, ein exzellenter Kenner der Alten Meister, zeigte sich angetan und attestierte Slawomir Elsner, er webe mit Farben.
Über altbekannte Wege in ein unentdecktes Land
Slawomir Elsner gelingt es, hinter vertrauten Mustern und Gewohnheiten unentdeckte Schätze zu erschließen. Nur oberflächlich erscheinen viele seiner Bilder als Anleihen bei verschiedenen Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts wie der Pop-Art, dem Fotorealismus oder der Farbfeldmalerei. Bei genauem Hinsehen entpuppt sich Slawomir Elsners Ansatz als originell und eigen, er schafft es, dem vermeintlich Vertrauten neue Akzente und Inhalte abzugewinnen, erreicht auf bekannten Wegen unbekannte Ziele. Seine Themen sind oft und unangenehm und von der Kunst sonst wenig beachtet, werden aber durch seine geschickte Ästhetisierung dennoch auf ansprechende Weise erfahrbar. Für seine Kunst erhielt Slawomir Elsner Preise und Auszeichnungen, so im Jahr 2020 den Otto-Ritschl-Preis. Aus diesem Anlass ehrte ihn das Museum Wiesbaden vom November 2021 bis zum März 2022 mit einer weitgefassten, aber keineswegs erschöpfenden Ausstellung unter dem Leitsatz »Präzision und Unschärfe«.
Slawomir Elsner lebt und arbeitet in Berlin.
Slawomir Elsner - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
Slawomir Elsner -
Erde
Slawomir Elsner -
Face