Otto Herbert Hajek

Otto Herbert Hajek - Frühe Liebe zur Bildhauerei, Studium in Stuttgart

Otto Herbert Hajek wurde am 27. Juni 1927 in Kaltenbach geboren. Schon früh fasste er den Entschluss, Bildhauer zu werden, fand aber in der dörflichen Umgebung seiner Heimat keine künstlerischen Impulse; die Bildhauerei galt als Handwerk, gestaltet wurden höchstens Grabsteine. Mit dem Besuch des Gymnasiums in Prachatitz kam der junge Otto Herbert Hajek zum ersten Mal in Kontakt mit den prachtvollen Renaissance-Häusern und der örtlichen Kirche im gotischen Stil. Nach dem Krieg gelangte Hajek mit vielen hunderttausend vertriebenen Sudetendeutschen nach Westdeutschland, wo er sich eine künstlerische Laufbahn in Stille und Abgeschiedenheit wünschte. In den Jahren 1947 bis 1954 studierte er Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Bereits als Student schuf er die expressive Skulptur Christus aus dem Baumstamm, die er viele Jahre später, nun im Rang eines anerkannten und gefeierten Künstlers, als Geste der Versöhnung zwischen Deutschland und Tschechien dem tschechischen Staatspräsidenten Václav Havel überreichte.

Die künstlerische Neugestaltung des öffentlichen Raumes

Otto Herbert Hajek besuchte zu Studienzwecken Paris und beschäftigte sich intensiv mit dem künstlerischen Verständnis des Raumes. Zu Beginn seiner Karriere stand die Auseinandersetzung mit dem Expressionismus, durch das Vorbild der Werke von Constantin Brâncuși und Henry Moore entwickelte er bald seine eigenständige Ausdrucksform. Ein prägender Meilenstein für das gesamte Schaffen von Otto Herbert Hajek war der Beginn seiner Werkgruppe Farbwege, die er erstmals 1964 auf der documenta in Kassel der Öffentlichkeit präsentierte. Mit seiner bereits zweiten documenta-Teilnahme erlangte der Künstler endgültig eine hohe Bekanntheit und konnte sich mit seinen Ideen und Projekten weltweit verwirklichen. Immer stärker rückte der raumgestaltende Aspekt in den Vordergrund; dem Künstler ging es um das städtebauliche Gesamtkonzept, um die Ausgestaltung eines ganzen öffentlichen Raumes. Seine diesbezüglichen Ideen konnte Otto Herbert Hajek besonders umfassend im australischen Adelaide umsetzen, wo er eine Fläche von zwei Hektar Umfang nach seinen Vorstellungen gestaltete.

Stetige Weiterentwicklung und kulturpolitisches Engagement

Otto Herbert Hajek hielt von 1972 bis 1979 den Vorsitz des Deutschen Künstlerbunds inne und setzte sich in dieser Funktion umfassend für die soziale Absicherung von Künstlern ein. Um seine Ideen zu verbreiten, unternahm er mehrere Vortragsreisen, auch ins Ausland und engagierte sich für zahlreiche kulturpolitische Projekte. Die Erschließung und Erfahrbarmachung des unendlichen Raumes, in dem der Mensch lebt, war ein zentrales Anliegen des Künstlers. Für seine Kunst erhielt Otto Herbert Hajek Preise und Auszeichnungen, darunter 1982 das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland und 1988 der Titel eines Ehrensenators der Eberhard Karls Universität in Tübingen, aber auch zahlreiche internationale Würdigungen, insbesondere aus Osteuropa. Die Beziehung zu seiner sudetendeutschen Heimat blieb zeitlebens stark ausgeprägt und befeuerte den Wunsch nach umfassender Völkerverständigung und Aussöhnung.

Otto Herbert Hajek starb am 29. April 2005 in Stuttgart.