Ivo Hauptmann

Ivo Hauptmann - Gerhart Hauptmann förderte seinen Sohn

Ivo Hauptmann wurde am 9. Februar 1886 in Erkner bei Berlin geboren. Der älteste Sohn des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann und dessen erster Frau Marie Hauptmann, geb. Thienemann, verbrachte seine Kindheit bei seiner Mutter in Schreiberhau und Dresden. Schon früh erklärte Ivo Hauptmann seinen Wunsch, Maler zu werden und zog infolgedessen mit 14 Jahren zu seinem Vater nach Agnetendorf (Jagniątków) in Schlesien, wo dieser ihm ein kleines Atelier einrichtete. Die wohlwollende Förderung des Vaters, der damals noch selbst als Bildhauer tätig war, ermöglichte dem gerade 17-jährigen Hauptmann 1903 den Besuch der renommierten Académie Julian in Paris. Später im selben Jahr wurde er in Berlin Schüler des großen Impressionisten Lovis Corinth, der bereits seinen Vater porträtiert hatte.

Prägende Jahre in Weimar und Paris

1904 begann Ivo Hauptmann ein Studium bei Hans Olde an der Weimarer Kunstakademie (heute Bauhaus-Universität Weimar) und wurde dort später Meisterschüler von Ludwig von Hofmann. In dieser Zeit machte Hauptmann die prägende Bekanntschaft des norwegischen Malers Edvard Munch und des flämisch-belgischen Designers Harry van de Velde. 1905 schuf er – erst 19-jährig – eines seiner besten Bilder: ein Porträt seines Studienkollegen und Jugendfreundes Hans Arp. 1909 kehrte Hauptmann nach Paris zurück, um diesmal an der Académie Ranson zu studieren, die erst im Vorjahr von dem französischen Designer und Symbolisten Paul Ranson, dessen Frau und Paul Sérusier gegründet worden war. Während seines zweiten Paris-Aufenthalts schloss Hauptmann Freundschaft mit dem österreichischen Lyriker Rainer Maria Rilke und den französischen Künstlern Auguste Rodin und Paul Signac. Letzterer machte Hauptmann mit dem Pointilismus vertraut. Der Künstler löste sich zunehmend von dem Vorbild seines Lehrers Corinth und nutzte anders als die Neo-Impressionisten auch Mischfarben ohne strenge Vorgaben und Gesetze. 1912 heiratete Hauptmann seine erste Frau, die Designerin Erica von Scheel, eine frühere Schülerin Harry van de Veldes.

Bühnenbilder für die Stücke des Vaters

Ivo Hauptmann folgte 1913 dem Ruf des Malers Otto Illies nach Dockenhuden bei Hamburg, wo er sich für sechs Jahre ein Atelier einrichtete. Hier erlebte er 1914 den Tod seiner Mutter, die bei einem Besuch überraschend starb, und noch im selben Jahr die Geburt seines Sohnes Harre, bei der er einen Kreislaufkollaps erlitt. Der Erste Weltkrieg zwang Hauptmann dazu, Pinsel und Staffelei gegen eine Militäruniform einzutauschen; er tat zunächst Dienst bei der Luftabwehr in Teufelsbrück und musste 1916 in der Somme kämpfen. Nach dem Krieg nahm Hauptmann seine künstlerische Arbeit wieder auf und schuf unter anderem mehrere Bühnenbilder für Inszenierungen der Stücke seines Vaters. Mit Gerhart Hauptmann verband Ivo Hauptmann ein enges Verhältnis, das durch mehrere gemeinsame Aufenthalte auf der Insel Hiddensee gefestigt und vertieft wurde.

Mit Zivilcourage gegen die NS-Kulturpolitik

1925 beteiligte sich Ivo Hauptmann an der Gründung der Hamburgische Sezession, musste zur Sicherung seines Lebensunterhalts aber auch als Kaufmann arbeiten. Als die Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung auf den Ausschluss aller jüdischen Mitglieder drängten, setzte Hauptmann die Selbstauflösung der Sezession durch, die er nach dem Zweiten Weltkrieg neu gründete. In den Nachkriegsjahren erwarb er sich große Anerkennung über die Grenzen Hamburgs hinaus. Für seine Kunst erhielt Ivo Hauptmann Preise und Auszeichnungen, darunter 1961 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 1962 den Edwin-Scharff-Preis.

Ivo Hauptmann starb am 28. September 1973 in Hamburg. Seine zweite Ehefrau Erna Kruse-Jahn setzte sich für die Anerkennung seines künstlerischen Erbes ein und erwirkte die Aufnahme eines seiner Bilder in das Musée d'Orsay in Paris.