Willy Jaeckel

Willy Jaeckel - Studium der Malerei bei Eduard Kaempfer und Otto Gußmann

Geboren wurde Willy Jaeckel am 10. Februar 1888 in Breslau. Bereits in jungen Jahren fühlte er sich von der Kunst angezogen und konnte schließlich nach mancherlei Widerständen seinen Besuch der Breslauer Kunstschule durchsetzen. Von 1906 bis 1908 studierte er bei Eduard Kaempfer Malerei, ehe er 1908 nach Dresden ging, um an der Hochschule für Bildende Künste bei Otto Gußmann mehr über die neuen Strömungen der Kunst zu erfahren. Es war gerade dieses Neue, das ihn faszinierte und an dem er sich orientierte, auch, als er 1913 nach Berlin zog, wo er 1915 der Berliner Secession beitrat. Seine erste Ausstellung mit Werken in expressionistischem Stil hatte er bereits 1913 abhalten können, besondere Aufmerksamkeit gewann er mit seinem Gemälde »Kampf«, das im Großformat nackte, muskelbepackte Hünen zeigte, die schreiend aufeinander einprügelten. In den folgenden Jahren war Willy Jaeckel als Künstler so etabliert, dass er 1919 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste werden konnte und 1925 als Lehrer an die Hochschule für Kunsterziehung berufen wurde.

Große Erfolge und andauernde Sinnsuche

Die 1920er-Jahre brachten für Willy Jaeckel einen nahezu unausgesetzten Aufstieg. Er zählte zu den angesehensten Malern Berlins, pflegte Freundschaften mit bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten, darunter der Schriftsteller Gerhart Hauptmann. 1928 erhielt er den »Georg-Schlicht-Preis« für das schönste Frauen-Portrait. Trotzdem waren es nicht die schönen Dinge, die den Künstler antrieben. Als besonders prägend für Willy Jaeckel hatten sich die Gräuel des Ersten Weltkriegs erwiesen, die er als einer der ersten deutschen Maler überhaupt schonungslos und kritisch darstellte. Auf seiner Suche nach einem Sinn im Schlechten entwickelte er eine starke Empfänglichkeit für religiöse Themen, sein Gottesbezug äußerte sich als ein synkretistisches Gemisch aus fernöstlichen Lehren und alttestamentlicher Überlieferung. Aus diesen Bemühungen ging sein grafisches Hauptwerk hervor, das 200 Radierungen umfassende »Menschgott-Gott-Gottmensch«. Auf diese Weise versuchte Willy Jaeckel Sinn und Sicherheit im erschütterten Nachkriegsdeutschland zu gewinnen – eine Entwicklung, die von der nationalsozialistischen Machtergreifung zunichtegemacht wurde.

Der Zweite Weltkrieg vernichtete Kunst und Künstler

Konnte der heftige Protest seiner Studenten Willy Jaeckel noch die Professur erhalten, so wurde doch recht schnell deutlich, dass es in der NS-Diktatur keine Zukunft für den Künstler gab. Seine Bilder verschwanden aus der Öffentlichkeit, einige davon wurden als »Entartete Kunst« geschmäht. Der Zweite Weltkrieg verschlang schließlich nicht nur Willy Jaeckels Atelier und eines seiner wichtigsten Werke, ein vierteiliges Wandgemälde, das er für die Keksfabrik Bahlsen in Hannover angefertigt hatte, sondern auch den Künstler selbst: Am 30. Januar 1944 kam Willy Jaeckel in Berlin bei einem Bombenangriff ums Leben; er wurde in dem Luftschutzkeller verschüttet, in den er sich geflüchtet hatte. Zuvor hatte er noch einen Teil seines vielseitigen Werkes, zu dem zahlreiche Akte, Stillleben und Landschaftsbilder gehörten, auf die Ostseeinsel Hiddensee schaffen können, wo er sich einen Zufluchtsort eingerichtet hatte. Zu den berühmtesten Schülern von Willy Jaeckel zählten die Porträtmalerin Ricarda Jacobi und der Maler und Grafiker Hans Olde der Jüngere.