Festhalten, bezeugen, erinnern: Für Nicholas Nixon ist das die vordringliche Aufgabe der Fotografie, und der Porträt- und Dokumentarfotograf löst sie auf seine eigene, inspirierende Weise, beweist stets aufs Neue seine Meisterschaft als Chronist und Beobachter.
(...) WeiterlesenNicholas Nixon schätzte die Großformatkamera
Nicholas Nixon wurde am 27. Oktober 1947 in Detroit, Michigan geboren. Unter dem Einfluss von Walker Evans und Edward Weston setzte er schon früh in seiner Karriere auf Großformatkameras und behielt diese Vorliebe auch bei, als die meisten seiner Kollegen sich für kleinere Modelle entschieden. Nixon begründete diese Entscheidung mit der für ihn wichtigen Möglichkeit, direkte Abzüge erstellen zu können, die für sein Empfinden eine höhere Integrität der Aufnahme garantierten. Und Integrität war dem Künstler und Fotografen, der seine Kunst zuvorderst als Dokumentation verstand, unendlich wichtig. Nichts sollte, nichts durfte verlorengehen, sich dem scharfen Auge der Kamera entziehen. Der flächendeckende Wechsel zu den kleineren Apparaten habe zu einem spürbaren Verlust an Präzision und Informationsfülle geführt, beklagte Nixon einmal. Für seine eigenen Bilder mit ihrer beispiellosen Tiefe und Ausdrucksstärke galt diese Kritik nie, und selbst der Laie kann erahnen, dass die Fotografien Nicholas Nixons ihre eigene Geschichte besitzen, die sie von der heute allgegenwärtigen Bilderflut unterscheiden. Ein Umstand, der auch mit der oft eigenwilligen Motivwahl des Künstlers zu tun hat.
Ein unaufdringlicher Porträtist der Gesellschaft
Nicholas Nixon beschränkte sich nie auf das Schöne, Ästhetische als Motiv, er interessierte sich für das Abgründige, scheute vor dem Schrecken nicht zurück, zeigte Hunger, Elend, Krankheit, Alter und Not. Seine Bilderserie über AIDS-Patienten sorgte weltweit für Aufsehen; dabei drängte sich Nicholas Nixon seinen Modellen nie auf, sondern bewahrte trotz aller erzielten Intimität eine große Zurückhaltung. Bewusst erfolgte auch die Entscheidung für eine Schwarzweiß-Fotografie, die es Nixon erlaubte, das Wesentliche in den Fokus zu rücken, seine oft schonungslosen Darstellungen von allem grell-farbigen als Ablenkung oder Relativierung befreite und für die vom Fotografen gewünschte respektvolle Distanz bei gleichzeitig großer Nähe sorgte.
Nicholas Nixon fotografiert selbst die Zeit
Die Zeit hat viele Gesichter, und bei Nicholas Nixon zeigt sie gleich vier auf einmal: Seit dem Sommer 1975 fotografiert der Künstler seine Frau Bebe und ihre drei Schwestern, schuf so über die Jahre ein bemerkenswertes Dokument menschlicher Entwicklung. Die Bilderserie, die auf einer Familienfeier ihren Anfang nahm, ist heute weltberühmt und zum wichtigsten Aushängeschild von Nicholas Nixon geworden. Immer in gleicher Aufstellung, immer den Blick in die Kamera gerichtet, posieren die vier Schwestern Laurie, Heather, Bebe und Mimi, längst nicht nur für den Fotografen Nixon, sondern für ein weltweites Publikum. Jeweils ein Jahr liegt zwischen den Aufnahmen, und der Betrachter kann nur erahnen, was sich zwischen den Bildern abgespielt hat. Obwohl bei jeder Sitzung zahlreiche Varianten entstehen, veröffentlicht Nixon stets nur einen ausgewählten Abzug. Die Fotografien entstehen dabei an unterschiedlichen Orten mit anderer Beleuchtung, die Frauen tragen nie dieselbe Kleidung und verändern Mimik und Gestik – doch trotz all dieser Abweichungen im Detail ergibt sich über die Jahre ein faszinierendes Gesamtbild, in dem die vier Brown-Schwestern ihrem Mann und Schwager Nicholas Nixon die Fotografie einer Größe ermöglichen, die eigentlich nicht fotografisch darstellbar ist: die Zeit.
Nicholas Nixon - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: