Rudolf Schlichter
Geburtsdatum/-ort
6. Dezember 1890, Calw
Todestag/-ort
3. Mai 1955, München

Rudolf Schlichter - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
- Rudolf Schlichter - Heliogabal
- Rudolf Schlichter - Selbstbildnis
- Rudolf Schlichter - Scala
- Rudolf Schlichter - Liebende
- Rudolf Schlichter - Dienstmädchen
- Rudolf Schlichter - "Zu Menschenhaut" (Der Morgen danach)
Rudolf Schlichter Biografie
Kein Künstler überlieferte ein so realistisches Bild der Weimarer Republik und ihrer bedeutsamen Persönlichkeiten wie Rudolf Schlichter. Der deutsche Maler zählt neben Otto Dix und George Grosz zu den wichtigsten Vertretern der Neuen Sachlichkeit.
Rudolf Schlichter - Studium in Karlsruhe, unsteter Lebenswandel und Militärdienst
Rudolf Schlichter, geboren am 6. Dezember 1890 in Calw, verlor als jüngstes von sechs Kindern früh seinen Vater, besuchte zunächst die Calwer Lateinschule und ließ sich im Anschluss in Pforzheim zum Porzellanmaler ausbilden. Die von Carl Zuckmayer kolportierte Anekdote, Rudolf Schlichter habe im Kindesalter als Liftboy in einem Hotel gearbeitet und sich dabei eine Sammlung von Damenschuhen durch Diebstahl angeeignet, wird von der Forschung heute als Fiktion abgetan. Trotzdem hatte der Künstler später häufig mit seiner sexuellen Veranlagung und seiner Neigung zu Fetischen zu kämpfen, was er auch in zwei autobiografischen Büchern verarbeitete. Belegt ist der Besuch der Kunstgewerbeschule in Stuttgart und das Studium an der Kunstakademie in Karlsruhe. Unter Lehrern wie Hans Thoma und Wilhelm Trübner entwickelte sich der innere Drang zum Auf- und Ausbruch, den der Künstler schon in der bedrückenden Enge seiner Heimatstadt Calw verspürt hatte, immer stärker. Rastlos unternahm er Studienreisen nach Frankreich und Italien; der befreundete Maler Julius Kasper führte ihn in die zweifelhaften Kreise der Halbwelt ein. Während der Liebschaft mit einer Gelegenheitsprostituierten fertigte Rudolf Schlichter unter Pseudonym pornografische Bilder an und wurde schließlich zum Militärdienst eingezogen.
Novembergruppe, Dadaismus und Abenteuerromantik
Rudolf Schlichter konnte im Jahr 1919 in Karlsruhe gemeinsam mit Wladimir von Zabotin seine erste Ausstellung eröffnen. Beide gehörten der Karlsruher Künstlergruppe Rih an, die sich zwar nach einer Figur von Karl May benannt hatte, sonst aber eine ganz andere Agenda verfolgte als der romantisch-idealistische Schriftsteller. Noch im selben Jahr übersiedelte Schlichter nach Berlin, wo er zunächst der Novembergruppe beitrat und sich mit seinen Freunden George Grosz und John Heartfield auch den Dadaisten anschloss; außerdem zeigte er starkes Interesse an linker Politik und pflegte Kontakte zur KPD. Gleich seine erste Teilnahme an der Ersten Internationalen Dada-Messe brachte ihm und seinen Mitstreitern Grosz, Heartfield und Wieland Herzfelde eine Anklage wegen Beleidigung der Reichswehr ein – die Künstler hatten eine Soldatenpuppe mit Schweinskopf aufgehängt. In der Folge engagierte sich Rudolf Schlichter politisch und sozialkritisch, veröffentlichte zahlreiche Karikaturen in einschlägigen Zeitschriften wie dem Eulenspiegel und schuf viele Buchillustrationen, in Sonderheit für die Werke von Karl May, den er glühend verehrte. Er selbst trug in seiner Familie den Spitznamen Rih und der Kunsthistoriker Wilhelm Fraenger rief ihn scherzhaft den Großen Häuptling Wigwamglanz. Neben May tauchten immer wieder Bezüge zu Charles Sealsfield und James Fenimore Cooper auf; die bizarren Bilderwelten Schlichters wimmelten häufig von Piraten, Indianern, Cowboys, Chinesen und Arabern.
Porträts im Stil der Neuen Sachlichkeit, Konflikte mit der NS-Diktatur
Rudolf Schlichter pflegte einen erlesenen Bekanntenkreis, zu dem klangvolle Namen wie Bertolt Brecht, Alfred Döblin und Carl Zuckmayer zählten. Die zahlreichen ausdrucksstarken Porträts, die Schlichter während der Weimarer Republik von seinen prominenten Freunden anfertigte, bilden einen bedeutenden Teil seines Nachlasses. Nach seiner Hochzeit und der Hinwendung zur Neuen Sachlichkeit schwand sein politisches Interesse und er wandte sich dem Katholizismus zu, verkehrte mit den konservativen Schriftstellern Ernst von Salomon und den Brüdern Jünger. Mit seinen klassenkämpferischen und teils erotisch aufgeladenen Gemälden erregte er das Missfallen der Nationalsozialisten, die seine Kunst als entartet verfemten und ihn sogar zeitweilig in Haft nahmen. Schlichter engagierte sich weiter, kam in Kontakt mit dem Widerständler Hans Scholl und unterstützte die 1941 verbotene katholische Zeitschrift Hochland, die Scholls väterlicher Freund Carl Muth gegründet hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Rudolf Schlichter zu den Teilnehmern der Ersten Deutschen Kunstausstellung in Dresden, gründete die Künstlervereinigung Neue Gruppe in München und veröffentlichte Zeichnungen in der satirischen Zeitschrift Der Simpl. Die letzten Jahre seines künstlerischen Schaffens waren geprägt vom Surrealismus.
Rudolf Schlichter starb am 3. Mai 1955 in München.
© Kunsthaus Lempertz
Rudolf Schlichter Preise
Künstler | Kunstwerk | Preis |
---|---|---|
Rudolf Schlichter | Heliogabal | €36.890 |
Rudolf Schlichter | Selbstbildnis | €26.840 |
Rudolf Schlichter | Scala | €17.640 |
Rudolf Schlichter | Liebende | €10.625 |
Rudolf Schlichter | Dienstmädchen | €10.620 |
Rudolf Schlichter | "Zu Menschenhaut" (Der Morgen danach) | €5.040 |