Wolf Strache

Wolf Strache wurde am 5. Oktober 1910 in Greifswald geboren. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität München, wo er auch den Doktorgrad erwarb. 1933 trat er in die NSDAP ein, seine Mitgliedsnummer lautete 1.665.722. Im Folgejahr begann er damit, die deutsche Rüstungsindustrie fotografisch zu dokumentieren und gründete zu diesem Zweck 1936 sogar seinen eigenen Verlag. Seine Bilder erschienen auch in der 1938 und 1939 erscheinenden Wochenzeitschrift Der Stern, die mit einem Mix aus Kultur, Glamour und Frauen auf vordergründig unpolitische Weise die nationalsozialistische Propaganda förderte. Bereits in der ersten Ausgabe vom September 1938 erschien mit dem Theaterbericht Nur für Erwachsene ein Beitrag von Wolf Strache. Auch während des Zweiten Weltkriegs unterstützte Strache mit seinen Bildern die NS-Propagandakompanie, wobei er zuvorderst beim Oberkommando der Luftwaffe eingesetzt wurde. Daneben fand er Zeit, Bücher über das Projekt Reichsautobahn zu publizieren, die in großem Format die asphaltierten Straßen als Symbol für die Zukunftsfähigkeit des nationalsozialistischen Deutschen Reichs feierten.

Wolf Strache schuf im Kontext der alliierten Bombenangriffe auf Berlin am 22. November 1943 sein wohl bekanntestes Bild: Die Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt eine Frau, die mit einer Gasmaske vor dem Gesicht einen Kinderwagen durch die Trümmerlandschaft der zerbombten Stadt schiebt. Es war nicht unüblich, dass bekannte Fotografen mit derartigen Bildern in der Nachkriegszeit versuchten, den Akzent von Kriegsverherrlichung in Richtung einer Kriegsbetroffenheit zu verschieben und damit ihre eigene Karriere zu retten. Nach dem Krieg fuhr Wolf Strache damit fort, zeitgleich als Fotograf und Verleger zu arbeiten. Anstelle von Autobahnen und Rüstungstechnologie setzte er jetzt seinen Schwerpunkt auf Reisebildbände, Fotojahrbücher und Lehrwerke für angehende und fortgeschrittene Fotografen. Von dem Vorwurf der NS-Propaganda distanzierte er sich: Sein Interesse habe der technischen Progression gegolten, und diese sei in der NS-Diktatur eben ausschließlich mit dem Militär verbunden gewesen. Kritiker warfen ihm dagegen vor, ähnlich wie Leni Riefenstahl den heroischen Mythos des Nationalsozialismus konstruiert und damit Anteil an dessen Ästhetik gehabt zu haben.

Wolf Strache feierte als Fotograf und Verleger einige Publikationserfolge: Recht beliebt wurde eine Buch-Reihe über Kunst, Natur und Landschaften, die es unter dem Titel Die schönen Bücher auf über 90 Bände brachte. Von 1955 bis 1979 gab er die Jahrbücher Das Deutsche Lichtbild heraus. 1971 übernahm Wolf Strache die Geschäftsführung des Bundes Freischaffender Fotodesigner (BFF), die er bis 1975 ausübte. Für seine Kunst erhielt Wolf Strache Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 1979 der Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie, gemeinsam mit dem ungarischen Fotografen Andor Kraszna-Krausz und seinem Schweizer Kollegen Allan Porter.

Wolf Strache starb am 11. August 2001 in Stuttgart.