Eberhard Havekost

Eberhard Havekost wurde am 12. Oktober 1967 in Dresden geboren. Er besuchte die altehrwürdige Kreuzschule und gehörte als Sängerknabe dem Dresdner Kreuzchor an. Auf das Abitur folgte eine Steinmetzlehre, im Jahr 1989 gelang ihm über Budapest die Flucht in den Westen. Dort lebte er zunächst in Frankfurt am Main, ehe er nach der Wiedervereinigung wieder nach Dresden zurückkehrte, um dort von 1991 bis 1996 an der Hochschule für Bildende Künste zu studieren. 1997 wurde er Meisterschüler unter dem Dresdener Künstler Ralf Kerbach. Schon früh gab es für die Kunst von Eberhard Havekost Preise und Auszeichnungen, so erhielt er 1999 das Karl-Schmitt-Rottluff-Stipendium, das ihn auf seinem Weg als freier Künstler unterstützte. Im Jahr 2010 trat er eine Professur für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf an, sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt war aber in der Hauptsache Berlin. Während seiner erfolgreichen Karriere beschickte Eberhard Havekost zahlreiche Einzelausstellungen unter anderem in Berlin, Dresden, Duisburg, Prag, Salzburg, Amsterdam, London, New York und Mumbai.

Eberhard Havekost schöpfte für seine Kunst aus dem Realismus und Fotorealismus der Malerei der 1970er Jahre. Ausgangspunkt für seine Bilder waren Fotografien, die er entweder selbst erstellt oder bei seinen Recherchen gefunden hatte. Insbesondere in seinen frühen Jahren ging es dem Künstler darum, eine zugängliche, für sein Publikum lesbare Bilderwelt zu schaffen; er wollte ein Fenster öffnen zu seiner Gedankenwelt. In späteren Jahren trat dieser Ansatz zunehmend zurück hinter das Verlangen, eine Anregung zu geben für eine anhaltende Beschäftigung mit seinen Bildern und eine weiterführende individuelle Interpretation. Dafür nahm der Künstler auch die Möglichkeiten der modernen technischen Bildbearbeitung in Anspruch; die seinen Bildern zugrunde liegenden Fotografien wurden oft digital verfremdet und verwischt, so dass das eigentlich Dargestellte seine Identifizierbarkeit mitunter gänzlich verlor. Damit wollte Eberhard Havekost auch die Funktionsweise der subjektiven visuellen Wahrnehmung des Menschen erforschen und mit etablierten Sehgewohnheiten bewusst brechen.

Eberhard Havekost arbeitete bewusst mit Gegenätzen, um den Blick des Betrachters auf die gewünschte Weise zu lenken. In einigen seiner Bilder spielte der Künstler mit dem Werk seines berühmten Malerkollegen Gerhard Richter. Für diese bis zur Kopie ähnliche Malweise lieferte Eberhard Havekost eine originelle und für ihn charakteristische Begründung: Er habe Richters Werk nicht verstanden und es darum selbst malen müssen. Die Frage nach Sinn und Verständnis der bildenden Kunst, nach dem Warum der Malerei und der Art und Weise, wie Bilder betrachtet und wahrgenommen werden, welche Filter dabei zum Einsatz kommen und wie sich diese Filter dechiffrieren ließen, das waren die treibenden Fragen in der künstlerischen Arbeit Eberhard Havekosts.

Eberhard Havekost starb am 5. Juli 2019 in Berlin im Alter von 52 Jahren.