Jeanloup Sieff spielte mit den Regeln der Fotografie, erweiterte das ihm zur Verfügung stehende Instrumentarium mit großer Sicherheit und schreckte auch vor der Nachbearbeitung seiner Bilder nicht zurück; doch gelang dem französischen Fotokünstler dabei stets jene besondere Note, die ihn zu einem der bedeutendsten Vertreter seines Faches machte.
(...) WeiterlesenJeanloup Sieff - Frühe Leidenschaft für die Fotografie, erstes Engagement für die Elle
Jeanloup Sieff wurde am 30. November 1933 in Paris geboren. Der Sohn aus Polen stammender Einwanderer entdeckte im Alter von 14 Jahren seine Leidenschaft und seine Begabung für die Fotografie. Da war der Zweite Weltkrieg vorbei, die drückende Besatzungsmacht abgeschüttelt und der Weg frei für einen jungen Kunstinteressierten, der sich schon wenige Jahre später mit seinen ersten fotografischen Arbeiten der französischen Elle empfehlen konnte. Dieses prestigeträchtige Engagement bot dem aufstrebenden Fotografen die ersehnte Chance, und Jeanloup Sieff nutzte sie: Er schaffte mit seinen einfühlsamen Werken den Durchbruch und erhielt schnell weitere Aufträge von den großen Hochglanzmagazinen seiner Zeit: Klangvolle Namen wie Esquire, Harpers Bazaar, Paris Match und Vogue zeigten sich plötzlich brennend interessiert an den Diensten von Jeanloup Sieff. 1960 ging er nach New York, wo er sich für begrenzte Zeit der international renommierten Fotoagentur Magnum anschloss und sich ein Fotostudio mit dem berühmten Schweizer Fotografen Frank Horvat teilte.
Schwarz-Weiß-Fotografie mit Weitwinkelobjektiv als Markenzeichen
Jeanloup Sieff setzte auch und gerade in den 1960er Jahren, die als das Zeitalter der Farbe gelten, nahezu ausschließlich auf Schwarz-Weiß-Fotografie. Für Sieff stellte diese Entscheidung ein durch und durch bewusst getroffenes künstlerisches Statement dar: Er wollte damit auf Distanz gehen zu der oberflächlichen, auf schnelle Effekte bedachten Werbewelt und stattdessen auf leise und sanfte Töne setzen. Damit bewegte er sich auf ähnlicher Linie mit seinem wichtigen Wegbegleiter Lucien Clergue, der ebenfalls umfassend mit Schwarz-Weiß arbeitete, insbesondere auch auf dem Gebiet des Aktes, der für Jeanloup Sieff ebenfalls ein wichtiges Sujet verkörperte. Eines der berühmtesten Bilder Sieffs ist ein Aktporträt: Es entstand 1970 und zeigt den damals berühmtesten Modedesigner der Welt, Yves Saint-Laurent. Eine weitere besondere Eigenart in der Arbeitsweise Jeanloup Sieffs war der flächendeckende Einsatz des Weitwinkelobjektivs. Während die Mode- und Porträtfotografie für gewöhnlich nur Objektive mit langen Brennweiten nutzt, um das Modell möglichst deutlich von der Umgebung abzuheben, ging Sieff mit Vorsatz den umgekehrten Weg: Er interessierte sich gerade auch für die Umgebung, ließ so das Modell mit dem Raum verschmelzen.
Mit leisen Tönen auf den Gipfel der Fotokunst
Jeanloup Sieff erreichte seinen höchsten Ruhm als Modefotograf, der in der Glamourwelt eigene Akzente voll unerwarteter Sensibilität und Feinsinnigkeit erzielen konnte. Doch schuf er neben diesem berühmten Teil seines Werkes auch eine große Zahl von Landschafts-, Porträt- und Aktfotografien. So sehr er sich darauf verstand, mit Blickwinkeln, Schatten, Licht und Stimmungen zu spielen, blieb er doch immer ein Meister der leisen Töne, der nie das Plakative suchte, der es auch nicht brauchte, weil ihm im Übermaß Inspiration und kreatives Werkzeug zur Verfügung stand, um das gewünschte Ziel auch ohne jede Effekthascherei zu erreichen. Für seine Kunst erhielt Jeanloup Sieff Preise und Auszeichnungen, so wurde er 1992 zum Chevalier de la Legion d'honneur ernannt.
Jeanloup Sieff starb am 20. September 2000 in seiner Geburts- und Heimatstadt Paris.
Jeanloup Sieff - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: