Christian Ludwig Attersee

Christian Ludwig Attersee - Segelsportler, Schriftsteller, Poet, Zeichner und Maler

Als Christian Ludwig Attersee am 28. August 1940 in Pressburg (heute Bratislava in der Slowakei) geboren wurde, stand in der Geburtsurkunde nur Christian Ludwig. Bereits 1944 übersiedelte er nach Österreich, wo er seine Jugend unter anderem am Attersee verbrachte und sich dort einen Namen als Segelsportler machte. Er gewann mehrere internationale Regatten und wurde zwischen 1957 und 1962 dreimal österreichischer Staatsmeister. Dieses Detail seiner Biografie bewog den Künstler, sich das Pseudonym Attersee beizulegen. Die ersten kreativen Gehversuche unternahm Christian Ludwig Attersee als Romanautor, Liederdichter und Comiczeichner, er entwarf Bühnenbilder und begann 1957 in Wien ein Studium der Bühnenarchitektur an der Akademie für angewandte Kunst. Von 1959 bis 1963 studierte er Malerei bei dem deutschen Maler und Grafiker Eduard Bäumer. Zwischen 1963 und 1965 schuf Christian Ludwig Attersee seine ersten großen Bilderzyklen, die »Wetterbilder« und die »Regenbogenanomalien«.

Einzelgänger und Gegenpol zum Wiener Aktionismus

Christian Ludwig Attersee steht seit Mitte der 1960er-Jahre der Künstlergruppe Wiener Aktionismus nahe, mit deren Mitgliedern Gerhard Rühm, Hermann Nitsch und Günter Brus er bei verschiedenen Aktionen zusammenarbeitete, sich aber auch immer stärker als ausdrucksstarker Gegenpol zu der nie unumstrittenen Bewegung positionierte. Als Objekt- und Aktionskünstler bemühte er sich vor allem in seiner Anfangszeit um die Schaffung eines Gesamtkunstwerks aus Text, Bild und Klang, später wandte er sich verstärkt dem Zeichnen und der Malerei zu. Bereits die ersten Ausstellungen, für die er 1965 nach Berlin gezogen war, brachten Attersee viel Aufmerksamkeit; seine »Gegenstandserfindungen«, für die er Erotisches und Alltägliches verband, machten ihn zu einem anerkannten und prägenden Vertreter der europäischen Pop Art. Christian Ludwig Attersee selbst empfand sich seit den 1970er-Jahren als eine Gründerfigur der Neuen Malerei in Österreich und schuf mit dynamischem Pinselstrich und auffällig leuchtenden Farben ein figural-symbolisches Werk voll vielschichtiger Assoziationen und mehrdeutiger Fantasien.

Künstlerische Autonomie wichtiger als Weltkarriere

Christian Ludwig Attersee lehnte es ab, sich eine Werkstatt mit Helfern einzurichten, wie es viele seiner berühmten Kollegen zu tun pflegten. Für den eigensinnigen Österreicher war und ist wichtig, jeden einzelnen Schritt bei der Erschaffung eines Kunstwerks selbst auszuführen, denn die Kunst versteht er als sein eigentliches Leben. Inzwischen erzielen Werke von Christian Ludwig Attersee Preise in stattlicher Höhe, sodass der Künstler sich um finanzielle Angelegenheiten nicht mehr zu sorgen braucht. Diesen Umstand empfindet er als Luxus und verweist auf die hohen Kosten für seine verwendeten Materialien, an denen er nie spart. An persönlichen Vergnügungen gönnt sich Attersee nur gelegentliche Reisen, die der Sammlung und Inspiration dienen. Ansonsten spendet er einen Großteil seiner Einkünfte. Christian Ludwig Attersee gehörte zu den gefeierten Gästen großer Ausstellungen wie der Documenta in Kassel und der Biennale von Venedig. Als Professor lehrte er in Wien von 1990 bis 2009. Mit seiner Frau, der Kunsthistorikerin Ingried Brugger, Leiterin des Bank Austria Kunstforums, lebt er abwechselnd in Wien, am Semmering und in Sankt Martin an der Raab.