Josef Hegenbarth

Josef Hegenbarth - In Jahren seelischen Leidens fand Hegenbarth zur Kunst

Josef Hegenbarth wurde am 15. Juni 1884 in Böhmisch Kamnitz, damals zu Österreich-Ungarn gehörig, geboren. Der Sohn eines Glasfabrikanten wuchs mit seinen beiden jüngeren Schwestern in behüteten Verhältnissen auf und ließ schon früh sein besonderes Zeichentalent erkennen. Dieses fand an seiner Schule aber nicht die nötige Förderung, sodass Josef Hegenbarth nach eigenem Bekunden die Freude am Zeichnen verlor und erst während einer langjährigen seelischen Erkrankung wieder zur Kunst fand. Im Alter von 21 Jahren folgte er seinem 16 Jahre älteren Cousin Emanuel Hegenbarth nach Dresden. In Emanuel fand Josef einen Freund und Lehrer, der ihn zum Besuch der Kunstakademie ermutigte. Hier kam es allerdings zu Spannungen mit seinen Lehrern, insbesondere mit Carl Bantzer, bis Hegenbarth schließlich Meisterschüler von Gotthardt Kuehl wurde. Diesen bezeichnete er in der Rückschau zwar als wichtigen Lehrer, betonte aber auch die tiefen Gegensätze der künstlerischen Auffassung. Nach dem Tod Kuehls verließ Josef Hegenbarth zu Ostern 1915 endgültig die Akademie.

Durchbruch als freier Künstler, Verlust vieler Werke im Krieg

Josef Hegenbarth wurde im Jahr 1917 aus gesundheitlichen Gründen vom Militärdienst befreit und ging in der Folge nach Prag, wo er in der Kunstakademie die Klasse von August Brömse besuchte. Hier begann er mit der Arbeit an umfassenden grafischen Zyklen zu Motiven der Weltliteratur, von denen etwa 20 Mappen erhalten blieben. Nach dem Tod seines Lehrers Brömse wurde Hegenbarth 1928 Mitglied der Prager Secession, der er bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1937 treu blieb. In den 1920er-Jahren etablierte sich Josef Hegenbarth endgültig als freier Künstler, lebte und arbeitete abwechselnd in Dresden und Böhmisch Kamnitz. Häufig arbeitete er für Zeitschriften, veröffentlichte Zeichnungen und Radierungen in der Jugend, im Simplicissimus und in anderen Blättern. Nach seiner Heirat mit der Architektentochter Johanna Aster floh Josef Hegenbarth mit seiner jungen Frau vor den Bomben der Alliierten in die Tschechoslowakei. Sein Lebenswerk, dass der Künstler mit dieser Entscheidung hatte schützen wollen, verlor er dennoch, als er wie alle Deutschen nach Kriegsende ausgewiesen wurde.

Große neue Erfolge im geteilten Nachkriegsdeutschland

Josef Hegenbarth fand nach der vieljährigen Unterdrückung im Nationalsozialismus zu neuer Blüte. Jetzt konnte der Künstler seine Arbeiten endlich veröffentlichen, ohne politische Verfolgung fürchten zu müssen. Er trat eine Professur für Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden an und beteiligte sich an zahlreichen wichtigen Ausstellungen der Nachkriegszeit. Der Schwerpunkt seines Schaffens lag bis zu seinem Tod auf biblischen und literarischen Motiven. Als einziger deutscher Künstler genoss er gleichermaßen in der Bundesrepublik wie auch in der DDR großes Ansehen. Hegenbarth zeichnete bevorzugt mit Feder und Pinsel sowohl in Farbe als auch in Schwarz-Weiß. Nur gelegentlich fertigte er Aquarell-, Leim- und Ölfarbezeichnungen an.

Josef Hegenbarth starb am 27. Juli 1962 in Dresden. Seine Frau kümmerte sich bis zu ihrem Tod im Jahr 1988 intensiv um den Erhalt und die Verbreitung seines Werkes. Der Comiczeichner Hannes Hegen war sein Neffe, die Schauspielerin Wolke Hegenbarth die Urenkelin eines Cousins.