Werner Mantz

Werner Mantz begeisterte sich früh für die Fotografie

Werner Mantz wurde am 28. April 1901 in Köln geboren. Bereits im Alter von 14 Jahren erhielt er seine erste Kamera, ein Modell der renommierten Firma Ernemann, und streifte damit durch die Straßen seiner Heimatstadt Köln und das Bergische Land. Als 17-Jähriger dokumentierte er nach dem Ersten Weltkrieg die Alliierte Rheinlandbesetzung, zwei Jahre später machte er Aufnahmen von der durch Hochwasser versehrten Kölner Altstadt; mit dem Verkauf dieser Bilder als Ansichtskarten verdiente er später sein erstes Geld als Fotograf. Werner Mantz besuchte von 1920 bis 1921 die Staatliche Fachakademie für Fotodesign München (die damals noch Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemiegraphie, Lichtdruck und Gravüre hieß) und machte sich bei Professor Hans Spörl während seines Studiums mit verschiedenen Edeldruckverfahren vertraut, darunter Bromöldruck und Gummidruck. Im Anschluss an sein Studium eröffnete Werner Mantz 1921 sein erstes Fotoatelier – in den Räumen der elterlichen Wohnung in Köln.

Architekturfotografie im Stil der »Neuen Sachlichkeit«

Werner Mantz betätigte sich mit einigem Erfolg als Porträtfotograf und machte Aufnahmen von zeitgenössischen Prominenten wie dem Schauspieler Heinrich George (1893–1946) und dem Journalisten Wilhelm Sollmann (1881–1951); außerdem bewegte er sich im Umfeld der Künstlergruppe Kölner Progressive um die Maler Heinrich Hoerle (1895–1936) und Franz Wilhelm Seiwert (1894–1933) und reproduzierte deren Kunstwerke. Grundlegend für den Nachruhm von Werner Mantz waren aber seine Leistungen auf dem Gebiet der Architekturfotografie: Seine stets bei Tageslicht aufgenommenen Bilder im Stil der Neuen Sachlichkeit und des Neuen Bauens setzten Maßstäbe – zum Beispiel die ikonischen Aufnahmen des Pavillons der Kölnischen Zeitung auf der fünfmonatigen internationalen Presseausstellung Pressa im Jahr 1928. Neben Hannes Maria Flach (1901–1936), Hugo Schmölz (1879–1938) und seinem Sohn Karl Hugo Schmölz (1917–1986) sowie August Sander (1876–1964) und Raoul Ubac (1910–1985) galt Werner Mantz als wichtigster Kölner Fotograf der 1920er-Jahre. Dabei betrachtete er die Fotografie nicht als Kunst, sondern als Handwerk, das er mit nüchterner Präzision ausübte. Rasch galt er als Lieblingsfotograf vieler großer deutscher Architekten, darunter Clemens Klotz (1886–1969), Erich Mendelsohn (1887–1953) und Helmuth Wirminghaus (1891–1968).

Flucht vor den Nationalsozialisten in die Niederlande

Werner Mantz verließ Köln infolge des erstarkenden Antisemitismus und der Novemberpogrome 1938 (»Reichskristallnacht«), die ihn aufgrund seiner jüdischen Herkunft persönlich bedrohten, und zog nach Maastricht, wo er mit seinem früheren Schulfreund Karl Mergenbaum ein zweites Atelier eröffnete. Weil sich die Auftragslage für Architekturfotografie zunehmend verschlechterte, wandte er sich der Kinderfotografie zu. In den 1970er-Jahren stellte Mantz in der Galerie von Rudolf Kicken (1947–2014) aus und nahm an der documenta 6 in Kassel teil, 1978 fand eine große Retrospektive im LVR-Landesmuseum Bonn statt. Große Teile des fotografischen Werkes befinden sich heute an den beiden wichtigen Wirkstätten des Künstlers: im Museum Ludwig in Köln und im Bonnefantenmuseum in Maastricht.

Werner Mantz starb am 12. Mai 1983 in der niederländischen Gemeinde Eijsden.