Charlotte March

Charlotte March wurde am 8. Oktober 1930 in Essen geboren. Von 1950 bis 1954 studierte sie an der Kunstschule Alsterdamm in Hamburg. 1956 übernahm sie selbst eine Dozentenstelle an der damaligen Meisterschule für Mode in Hamburg (das heutige Department Design an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft Hamburg). Während dieser Zeit entdeckte Charlotte March, die ihre künstlerische Laufbahn noch mit Zeichnungen für Modezeitschriften wie Constanze und Film und Frau begonnen hatte, ihre Liebe zur Fotografie und entschied sich für eine Laufbahn als Fotografin. Bereits wenige Jahre später, 1961, konnte sie ihr erstes Fotoatelier in der Sierichstraße in Hamburg eröffnen; 1964 nahm sie an der vom Stern initiierten Weltausstellung der Photographie teil, deren Thema »Was ist der Mensch?« den Neigungen der Künstlerin stark entgegenkam: Der Mensch stand im Mittelpunkt der fotografischen Arbeit von Charlotte March, wobei ihr Interesse in erster Linie dem Verhältnis von Mann und Frau galt. »Die Frau« war auch das Thema der 2. Weltausstellung der Photographie im Jahr 1968, an der sich Charlotte March ebenfalls mit eigenen Arbeiten beteiligte.

Charlotte March arbeitete für zahlreiche renommierte Magazine wie Harper's Bazaar, Vogue Italia, Elle, Vanity Fair und Brigitte. Sie vertrat insbesondere in ihren späteren fotografischen Arbeiten eine dezidiert emanzipatorische Haltung und stellte die bisherigen Sehgewohnheiten auf den Kopf, indem sie Männer als Objekte der Begierde zeigte und sie dafür aus dem überkommenen Rollenverständnis des Versorgers löste. Die Frauen wiederum erschienen auf ihren Bildern rauchend, selbstbewusst und unabhängig. Auch war sie eine der ersten deutschen Fotografinnen, die ganz selbstverständlich mit schwarzen Modellen zusammenarbeitete. Besondere Aufmerksamkeit erhielt sie für ihr 1977 erschienenes Fotobuch Mann, oh Mann – Ein Vorschlag zur Emanzipation des attraktiven Mannes führte in der Öffentlichkeit zu breiten Diskussionen über die Darstellung der Männer. Für die umstrittene, aber auch stilprägende Zeitschrift twen arbeitete sie mit Willy Fleckhaus (1925–1983) zusammen.

Charlotte March war 51 Jahre lang mit dem Schauspieler, Schriftsteller und Objektkünstler Balduin Baas (1922–2006) verheiratet, dem sie einen prägenden Einfluss auf ihre eigene künstlerische Laufbahn attestierte. Für ihr fotografisches Werk erhielt Charlotte March Preise und Auszeichnungen, darunter 1968 den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie. Weniger bekannt ist ihr fotografisches Frühwerk, das in der Tradition der Humanistischen Fotografie gesehen wird und einen anderen Ton anschlägt als ihre glamourösen Modefotografien: Mit viel Empathie dokumentierte sie den schwierigen Alltag in den Hamburger Randgebieten der Nachkriegszeit. Auf Reisen nach Ischia in Italien fotografierte March Tiere, Kinder und ganz allgemein: Menschen, bei der Arbeit, auf der Straße, im Alltag.

Charlotte March starb am 29. Mai 2005 in Hamburg. Ihr umfangreicher, rund 30.000 Aufnahmen umfassender fotografischer Nachlass wird von der Sammlung Falckenberg in Hamburg betreut.