Bernard Buffet gelang ein so schneller Aufstieg wie nur wenigen Künstlern. Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und schien mit schier unerschöpflichem Talent begabt. Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes entfremdete er sich Kritikern und Publikum und ging eigene Wege, die ihn an die Grenze des Vergessens führten.
(...) WeiterlesenBernard Buffet - Steiler Aufstieg eines Hochbegabten
Bernard Buffet wurde am 10. Juli 1928 in Paris geboren. Sein früh erwachtes Interesse an den bildenden Künsten führte ihn zunächst an das Lycée Carnot und dann an die École des Beaux-Arts in Paris, wo er von 1943 bis 1945 Kunstgeschichte studierte. Schnell fand Buffet seinen Platz in der Avantgarde; gemeinsam mit anderen Malern bildete er die Gruppe »L'homme-témoin« und wurde schließlich auf Vermittlung von Georges Rouault und Maurice Utrillo von dem Kunsthändler Maurice Girandin unter Vertrag genommen. Bestärkt durch diesen Erfolg entwickelte und verfeinerte Bernard Buffet in den Folgejahren seinen persönlichen, unverwechselbaren Stil, in dem sich seine Vorbilder Rembrandt, van Gogh, Gustave Courbet, Géricault und Cross wiederspiegelten.
Goldene Nachkriegsjahre für Bernard Buffet
Die große Zeit Bernard Buffets waren die Nachkriegsjahre, in denen die zerstörte Welt um ihn herum sich aus den Trümmern erheben wollte und in seiner Kunst einen Leuchtturm und ein Leitbild erblickte. Seine dem Existenzialismus nahestehenden Bilder entdeckten inmitten von Schmutz und Dreck einen Keim des Lebens, den sie ihren Betrachtern als schwachen Hoffnungsschimmer und stummes Versprechen auf eine bevorstehende Erneuerung übereigneten. Das Leben im Tod, die Bewegung im Stillstand, die Erinnerung im Vergessen waren die Motive von Bernard Buffet, der darüber die Schönheit der Welt nicht vergaß, die er mit zauberhaften Kompositionen einzufangen versuchte. Buffet wurde als der wahre Nachfolger Picassos gefeiert, Sammler zahlten für Werke von Bernard Buffet Preise, die dem Wert des spanischen Meisters nahekamen. Berührungspunkte besaß das Werk von Buffet auch mit dem Japonismus, was ihm große Popularität in Japan einbrachte; der japanische Mäzen Kiichiro Okano widmete Buffet 1973 gar ein eigenes Museum mit einer umfangreichen Sammlung von über 2000 Werken.
Beharrlichkeit statt Selbsterneuerung
Was die graue Nachkriegswelt als vitalen Bilderrausch erlebte, stieß bei den Kritikern späterer Jahre immer mehr auf Unverständnis. Man warf Buffet eine Nähe zum Kitsch vor, wollte ihn aus den Galerien und Museen verbannen und in die Stuben der kleinen Leute abschieben. Bernard Buffet ergab sich diesen Vorwürfen nicht, sondern leistete erbittert Widerstand: Während er einerseits für viel gelesene Zeitschriften wie "Spiegel", "Stern" und "Time Magazin" Politiker porträtierte, nahm er andererseits die immer lauter werdenden Klischeevorwürfe auf und trieb gerade diese Linie bis zum Äußersten: Es entstanden grotesk anmutende, schreiende Darstellungen nach Motiven von Dante, Jules Verne und Fantasien des Künstlers selbst. Buffet schuf ein monströses Panoptikum, ein Heer an Absurditäten, das gegen seine Kritiker zu Felde ziehen und ihm neue Aufmerksamkeit bringen sollte. Geholfen hat es nichts, gegen Ende seines Lebens war Buffet dem Vergessen so nahe wie Jahrzehnte zuvor der Unsterblichkeit.
Die unerschütterliche Konsequenz, mit der Buffet seinen Weg ging, behielt der Maler bis zum Ende bei: Als seine fortschreitende Parkinson-Erkrankung ihm die Arbeit als Künstler unmöglich machte, nahm sich Bernard Buffet am 4. Oktober 1999 das Leben. Allmählich wird sein einzigartiges Werk von der Kunstwelt neu entdeckt: 2017 wurde er in Paris mit einer umfassenden Retrospektive bedacht.
Bernard Buffet - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: