Richard Hamilton hatte als Künstler schon früh seinen eigenen Kopf
Richard Hamilton wurde am 24. Februar 1922 in London geboren. Für die bildenden Künste begeisterte er sich schon als Teenager, belegte Abendkurse im Zeichnen und konnte ab 1938 an der Royal Academy of Arts Malerei studieren. Darüber hinaus erlernte er Technisches Zeichnen und konnte mit dieser Fähigkeit seinen Unterhalt und weitere Malstudien finanzieren. Nachdem es zu einem Zerwürfnis mit seinen Lehrern gekommen war, weil er sich weigerte, deren Anweisungen zu folgen, musste er die Akademie verlassen und wechselte auf die Slade School of Fine Art in London. Seine ersten Schritte als eigenständiger Künstler unternahm er schon während seines Studiums Ende der 1940er-Jahre mit Zeichnungen, die durch den großen Litertaturklassiker Ulysses von James Joyce angeregt waren. Unter den Malern war es Marcel Duchamp, der das Frühwerk Richard Hamiltons stark beeinflusste. Diese ersten Werke konnte der Künstler in London am Institute of Contemporary Arts präsentieren, wo auch der schottische Bildhauer und Grafiker Eduardo Paolozzi seine frühen Arbeiten ausstellte.
Mit einer kleinen Collage begann eine große Kunstbewegung
1956 präsentierte Richard Hamilton sein erstes Collagenwerk, das vergleichsweise klein und bescheiden daherkam, aber von vielen Kunsthistorikern heute als Beginn der britischen Pop Art gewertet wird: Das Bild Just What Is It That Makes Today's Homes So Different, So Appealing? Zeigt ein nacktes Paar, dessen Blöße teilweise durch Ausschnitte aus Zeitschriften bedeckt wird. Dem Bild haftet nichts Spektakuläres an, es wirkt beinahe rau und unvollendet, viel zu unruhig und überladen, um große Kunst zu sein, mit der Anmutung eines frühen Versuchs, der auf einen noch nicht ausgereiften Künstler verweist. Trotzdem wurde diese unscheinbare Collage zu einer Ikone, zum Auslöser eines Sturmes, einer künstlerischen Revolution, die in den folgenden Jahren die etablierten Normen und Traditionen der Kunstwelt hinwegfegen sollte. Für Richard Hamilton war es der Beginn einer großen Karriere, für das Zeitalter der Pop Art der erste Schritt, dessen Spur Größen wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein folgen sollten. Obwohl die späteren Künstler weit mehr Aufmerksamkeit auf sich zogen als Hamilton selbst, ist dessen Rolle als Pionier der Pop Art unter Experten unumstritten.
Richard Hamilton war ein politischer Künstler
Richard Hamilton nutzte zwar die Bildersprache der Werbeindustrie und bezog seine Inspiration zu einem guten Teil aus der Konsumgesellschaft, stand dieser aber keineswegs unkritisch gegenüber. Im Gegenteil: Unter dem Einfluss von Marcel Duchamps Ready-mades erhob er zwar das Industriedesign zu einer Kunstform, gleichzeitig übte er aber unverhohlene Kapitalismuskritik und vertrat politisch eher linke Positionen. Dieser Aspekt des Schaffens von Richard Hamilton trat insbesondere in den späteren Jahren des Künstlers stark hervor. Die Verhaftung seines Freundes Mick Jagger stellte er 1967 in dem Gemälde Swingeing London 67 dar, hochpolitische Themen wie der Irland-Konflikt und der Irak-Krieg fanden ebenfalls Eingang in seine Arbeit.
Richard Hamilton starb am 13. September in seiner Geburts- und Heimatstadt London.
Richard Hamilton - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: