Für Les Krims gehören Kunst und Kritik untrennbar zusammen. Einerseits scheut der amerikanische Konzeptfotograf nicht davor zurück, mit seinen bissigen Kompositionen Grenzen auszuloten und karikierend zu hinterfragen, andererseits wird er mit seinen gewagten Provokationen oft selbst zur Zielscheibe scharfer Proteste.
(...) WeiterlesenLes Krims - Kunststudent, Layouter, Fotokünstler und Professor
Les Krims wurde am 16. August 1942 in New York City geboren. Der Sohn einer Arbeiterfamilie wuchs in bescheidenen Verhältnissen in Brooklyn auf und besuchte die Stuyvesant High School. Zu seinen Klassenkameraden gehörten Richard Ben-Veniste, der spätere Chefermittler des US-Kongresses in der Watergate-Affäre und Mitglied der 9/11-Kommission, sowie A. D. Coleman, der sich einen Namen als Kunstkritiker mit dem Schwerpunkt Fotografie machen sollte. Krims studierte Kunst an der Cooper Union und dem Pratt Institute und erhielt schließlich einen Master-Abschluss. Seinen Lebensunterhalt verdiente er zunächst als Layouter für die Kunstzeitschrift Artvoices, außerdem war er einige Monate für den kommerziellen Fotografen John Naso tätig. Ende der 1960er-Jahre wurde Les Krims selbst zum Lehrer; über 40 Jahre lang unterrichtete er als Professor Kunst und Fotografie am Rochester Institute of Technology sowie am Buffalo State College, eine seiner Schülerinnen war die inzwischen selbst berühmte Fotokünstlerin Cindy Sherman.
Entblößte Frauen in unmöglichen Situationen
Les Krims fotografierte gern Frauen, am häufigsten seine Mutter. Für die Bilderserie Making Chicken Soup ließ er sie erklären, wie man eine Hühnersuppe zubereitet – mit nichts weiter bekleidet als mit einer Unterhose. Nacktheit ist ein wiederkehrendes Element in den Fotografien von Les Krims, meist sind es Freundinnen oder professionelle Models, die für ihn posieren, mitunter auch seine Ehefrau. Dabei gibt er sich alle Mühe, seine Modelle in die unmöglichsten und fragwürdigsten Zusammenhänge zu stellen. Neben Hühnersuppe waren es auch einmal ganze Pfannkuchen-Stapel voller Sirup, die er für seine kunstvollen Arrangements fiktiver Tatortfotografien als Blutdekor benutzte. Die in braunen Sepia-Tönen gehaltene Bilderserie nannte er The Incredible Case of the Stack O'Wheat Murders, und jeder Käufer erhielt einen Pfannkuchenteig-Mix gratis dazu. Aber auch ohne entblößte Frauen gelangen Krims beeindruckende Bilder: 1971 entstand mit den Little People of America zahlreiche Porträts von Kleinwüchsigen, die diese als gewöhnliche Menschen in einem gewöhnlichen Alltag zeigten. Den fotografischen Kompositionen von Les Krims liegt in der Regel eine sorgfältige Skizzenstudie zugrunde; bei der Erstellung seiner häufig bunt und lebendig wirkenden Fotografien überlässt der Künstler nichts dem Zufall und vermeidet weitgehend jede Spontanität.
Streit und Kontroverse als künstlerisches Prinzip
Les Krims gehört ohne Frage zu den umstrittensten Künstlern der Welt; seine Fotografien spalten Kritiker wie Publikum und rufen teils wütende, teils bizarre Reaktionen hervor. Um den Abbruch einer Ausstellung in Tennessee zu erzwingen, entführten radikale Kritiker kurzerhand ein Kind und gaben es erst wieder frei, als die Bilder abgehängt waren. Zu regelmäßigen Auseinandersetzungen kam es mit radikalen Feministinnen wie Andrea Dworkin und Nikki Craft, Letztere riss Bilder von Les Krims von den Wänden und übergoss sie mit Sirup. Die heftige Auseinandersetzung zwischen Craft und Krims verarbeitete der Autor Clive Sinclair genüsslich in einer Novelle. Allen Kontroversen zum Trotz erhielt Les Krims Preise und Ehrungen für seine Kunst und nahm an zahlreichen bedeutenden Ausstellungen teil, darunter die Documenta 6 in Kassel.
Leslie Robert Krims - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: