Johann Wilhelm Schirmer

Johann Wilhelm Schirmer - Erste Malversuche als Autodidakt, Besuch der Düsseldorfer Akademie

Johann Wilhelm Schirmer wurde am 7. September 1807 in Jülich geboren. Der zweite Sohn eines Buchbinders verbrachte seine Kindheit in ärmlichen, aber doch behüteten Verhältnissen; nur die Befreiungskriege und die 1814 stattfindende Belagerung von Jülich durch die Truppen Napoleons erschütterten zeitweilig das familiäre Idyll. Die ersten Malversuche unternahm Johann Wilhelm Schirmer bereits im Kindesalter mit Farben aus dem Laden seines Vaters; dies bereitete ihm große Freude und er zog es dem Spiel mit Gleichaltrigen vor. Weil sich in seinem Umfeld jedoch niemand auf die Malkunst verstand, brachte er sich die notwendigen Grundlagen kurzerhand selbst bei. Aller dabei gezeigten Begabung zum Trotz bestand der Vater auf eine Ausbildung zum Buchbinder, die Schirmer auch durchlief. Im Anschluss fand er Anstellung bei dem Düsseldorfer Buchbinder Johann Melchior Severin, dessen Tochter ihm den Maler und Professor Heinrich Christoph Kolbe vorstellte. Kolbe erkannte das Talent Schirmers und ermöglichte ihm den Besuch des kostenlosen Unterrichts an der Düsseldorfer Kunstakademie.

Durchbruch als Landschaftsmaler, Freundschaft mit Carl Friedrich Lessing

Johann Wilhelm Schirmer musste aufgrund seiner fehlenden Vorbildung zunächst die Elementarklasse von Carl Joseph Ignatius Moser und Joseph Wintergerst besuchen, durfte aber bald in die Gips- und Malklasse seines Förderers Kolbe wechseln. Weil zudem Friedrich Wilhelm von Schadow nach seiner Ernennung zum Direktor der Düsseldorfer Akademie auf Schirmer aufmerksam wurde und den jungen Maler protegierte, erfuhr der junge Künstler einen akademischen und sozialen Aufstieg, wofür er seinem Gönner ein Leben lang mit Dankbarkeit und Bewunderung begegnete. Mit Schadow war auch sein Berliner Schüler Carl Friedrich Lessing nach Düsseldorf gekommen. Lessing befreundete sich mit Schirmer und bestärkte ihn in seiner Hinwendung zur Landschaftsmalerei; gemeinsam streiften sie auf der Suche nach passenden Motiven durch die Natur und begründeten die Düsseldorfer Schule. Nach einer Studienreise in die Normandie, die Johann Wilhelm Schirmer in Begleitung seines früheren Schülers Camille Saglio unternommen hatte, legte er bei seiner Malweise gesteigerten Wert auf die Wirkung von Farbe und Ton.

Erfolgreicher Maler und Direktor der Karlsruher Kunstakademie

Johann Wilhelm Schirmer unternahm 1840 eine weitere Studienreise nach Italien, die zu einer stärkeren Idealisierung seines Stils führte; mit August Weber galt er darum als einer der beiden großen Idealisten der Düsseldorfer Schule. Zunehmend häufig bezog er auch biblische Motive in seine Bilder mit ein. 1854 betraute ihn Friedrich I. mit der Leitung der neugegründeten Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe. Zu seinen dortigen Studenten gehörten Andreas Achenbach, Rudolf Epp, Anselm Feuerbach, Hans Frederik Gude, Caspar Johann Nepomuk Scheuren, Hans Thoma und Anton von Werner. Während die begrenzten finanziellen Mittel der Karlsruher Kunstschule eine Beschränkung des Unterrichts auf Landschafts- und Genremalerei bedingten, fühlte sich Johann Wilhelm Schirmer immer stärker zur Historienmalerei hingezogen, die er in seinem Spätwerk mit zahlreichen religiösen Szenen bespielte. Daneben nahmen ihn verschiedene Reisen und seine Lehrtätigkeit stark in Anspruch. In seinen letzten Jahren hatte Johann Wilhelm Schirmer ein nachlassendes Interesse an seiner Kunst sowie gesundheitliche Schwierigkeiten zu beklagen.

Johann Wilhelm Schirmer starb am 11. September 1863 in Karlsruhe.