Eduard von Grützner suggeriert in zahlreichen launigen Szenen, die er mit beschwingtem Pinselstrich gestaltete, dass der Alltag im Kloster eine recht heitere Angelegenheit war. Die detailverliebten Klosterbilder des produktiven Künstlers erfreuen sich bis heute größter Beliebtheit.
(...) WeiterlesenEduard von Grützner - Frühe Förderung durch den Dorfpfarrer
Eduard von Grützner wurde am 26. Mai in Groß-Karlowitz bei Neisse in Schlesien geboren. Für das siebte Kind einer in bescheidenen Verhältnissen lebenden Bauernfamilie war an Ritterschlag und Adelsstand noch nicht zu denken, seine Eltern hießen schlicht Grützner. Weil Eduard von Grützners Vater als Kirchenvorsteher tätig war, besuchte der zuständige Dorfgeistliche die Familie Grützner regelmäßig und bemerkte dabei das Talent des kleinen Eduard, der begeistert alles zeichnete, was ihm unter die Augen kam. Pfarrer Fischer ermöglichte Eduard von Grützner nicht nur den Besuch des Gymnasiums, sondern verhalf ihm, unterstützt von dem Architekten Hirschberg, zu einer Ausbildung als Zeichner an der Kunstgewerbeschule von Hermann Dyck in München.
Von der Akademie in den "Klosterkeller"
1864 lernte Eduard von Grützner bei Johann Georg Hiltensperger und Alexander Ströhuber die Schönheitsideale der Antike kennen, ab 1865 gehörte er zur Malklasse von Hermann Anschütz. Ein wichtiger Ratgeber und Förderer wurde Carl Theodor von Piloty, der ihn schließlich 1867 auch in seine eigene Kunstklasse aufnahm. Dort kam Eduard von Grützner in Kontakt mit aufstrebenden Künstlern aus aller Welt und sammelte viele Anregungen. 1870 konnte er sich nach Abschluss seines Studiums endlich sein erstes eigenes Atelier in München einrichten, wo er in rascher Folge viele begehrte Werke schuf – schon während seiner Studienzeit hatte er mit dem Gemälde "Im Klosterkeller" Aufmerksamkeit erregt. Für lange Zeit blieb das späte Mittelalter sein beherrschendes Sujet.
Ein leidenschaftlicher Sammler
Eduard von Grützner sammelte seine Motive nicht nur mit Pinsel und Leinwand, sondern ganz reell: Von Jugend an begeisterte er sich für Mineralgestein, Eier und Schmetterlinge, die er in der Regel als Vorlage für seine sorgfältigen Zeichnungen benutzte. Mineralogie war ein großes Steckenpferd des Künstlers, er porträtierte den Mineralogen Paul von Groth und schuf thematisch verwandte Bilder wie "Mineraloge mit Brille" oder "Der Geologe". Das "Lehrbuch der Krystallkunde", ein Standardwerk der Mineralogie von Carl Rammelsberg, kopierte der 14-jährige Eduard von Grützner in akribischer Handarbeit.
Spätes Interesse an fernöstlicher Mystik
Eduard von Grützners war zweimal verheiratet: Seine erste Frau Barbara starb 1884 nach 10-jähriger glücklicher Ehe, hinterließ ihm aber die geliebte Tochter "Bärbele"; 1888 verlobte er sich mit der 17 Jahre jüngeren Anna Wirthmann, mit der er einen Sohn, Karl Eduard, hatte. Als Anna ihn wegen eines Wiener Sängers verließ, reichte er 1899 kurzerhand die Scheidung ein, verbat sich jede Nennung ihres Namens und suchte Trost in der chinesischen Philosophie. In sein Spätwerk fügte er darum gelegentlich Elemente aus der asiatischen Bilderwelt ein. Seinem künstlerischen Erfolg tat dies keinen Abbruch: 1916 wurde Eduard von Grützner geadelt.
Eduard von Grützner gilt neben Carl Spitzweg und Franz von Defregger als bedeutendster Münchner Genremaler in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, zu dem Außenseiter Spitzweg pflegte er ein freundschaftliches Verhältnis. Eduard von Grützner starb am 2. April 1925 in München. Heute gibt es kaum ein Museum, dass nicht mit Stolz wenigstens ein Werk des fleißigen Künstlers präsentiert.
Eduard von Grützner - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: