Boris Becker - Vom Experimentalfilm zur Kunstfotografie
Boris Becker wurde 1961 in Köln geboren. Der Sohn des Dichters Jürgen Becker bekam den Sinn für die schönen Künste in die Wiege gelegt. Anders als sein Vater fand Boris Becker aber im Bild seine schöpferische Ausdrucksform, nicht im Wort. Zunächst interessierten ihn die bewegten Bilder: Im Jahr 1982 begann er ein Studium an der Hochschule der Künste in Berlin und beschäftigte sich unter Anleitung von Wolfgang Ramsbott intensiv mit dem Experimentalfilm. Der damalige Stand der Technik, der ihm nur große, klobige Videoapparate zur Verfügung stellen konnte, führte ihn schließlich zur Fotografie – und damit auch nach Düsseldorf, wo er bei Bernd Becher an der Kunstakademie studierte und es zum Meisterschüler brachte. Auch Boris Becker selbst gilt als Mitglied der Düsseldorfer Photoschule. Dabei fanden seine frühen Werke keineswegs immer die ungeteilte Zustimmung seines Lehrers Bernd Becher, der insbesondere an der häufigen Verwendung von Farbfilm bei den berühmten Bunkerbildern Anstoß nahm. Trotzdem brachten eben diese Bunkerbilder für Boris Becker den künstlerischen Durchbruch.
Bunkerbilder brachten den Durchbruch
Die Bunker, das ungeliebte architektonische Erbe der verdrängten und geächteten Weltkriegszeit, stellten für Boris Becker sein erstes wichtiges künstlerisches Sujet dar, das ihn über seine gesamte Karriere hinweg begleitete. Obwohl es ihm bewusst ist, dass er mit seinen Fotografien das Grauen, das sich hinter den Mauern abgespielt hat, nicht erfassen kann, ist es ihm ein Anliegen, die hinter dem unscheinbaren Äußeren verborgenen Facetten erahnbar zu machen. Der Dichter und Georg-Büchner-Preisträger Marcel Beyer würdigte diese Bunkerfotografien mit seinem Gedicht Die Bunkerkönigin. In Anerkennung seiner Leistungen erhielt Boris Becker 1997/98 ein Stipendium der Villa Massimo, das ihm einen Aufenthalt in Rom ermöglichte. Auch später zog es ihn immer wieder ins Ausland, neben Italien suchte er in Belgien, Polen und natürlich Deutschland nach geeigneten Motiven. Auf den Spuren von Lawrence von Arabien fotografierte Becker im Westen Algeriens die endlosen Sanddünen.
Corona veränderte die Kunst von Boris Becker
Corona vermittelte Boris Becker einen neuen Blick auf seine Kunst: Ausgerechnet er, der lange Jahre für seine ikonischen Darstellungen menschenleerer Plätze und Gebäude berühmt war, hat sich unter dem Eindruck der erzwungenen Lockdown-Ödnis den Menschen zugewandt. Immer häufiger fotografiert Becker jetzt Menschen. Die Sichtweite auf seine bisherigen Arbeiten hat sich gewandelt. Das Publikum vollzieht jetzt automatisch die vom Künstler nie beabsichtigte Assoziation zu der tödlichen Pandemie. Dabei hatte der Urheber ganz anderes im Sinn: Der Verzicht auf die Darstellung von Menschen sollte dem Fokus auf Formen und Strukturen dienen. Oft ist es aber gar nicht das Motiv, das bei Boris Beckers Arbeiten im Mittelpunkt steht: Bei seiner Bilderserie Fakes sind es die Geschichten hinter dem Bild, die für den Künstler die Faszination ausmachen. Manchmal kommen dafür sogar Drogen zum Einsatz – wenn auch nur als technisches Hilfsmittel. Zum Beispiel ein Bild, das in Kokain aufgelöst wurde. Oder ein Papagei, der aus Kokainpaste geformt wurde. Dann wird das vermeintliche Motiv zur Ablenkung und soll die Betrachter in die Irre führen.
Boris Becker lebt und arbeitet in seiner Geburts- und Heimatstadt Köln.
Boris Becker - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: