Bernar Venet

Bernar Venet - Eine Erkrankung im Kindesalter ebnete den Weg zur Kunst

Bernar Venet wurde am 20. April 1941 in Château-Arnoux geboren. Seine Kindheit verlief anders als die seiner Altersgenossen: Eine Asthma-Erkrankung nahm ihm zwar viel Freiheit, sorgte aber auch für ein frühes Erwachen seines künstlerischen Interesses: Ein ansässiger Künstler nahm sich seiner an und brachte ihm die Grundlagen der Malerei bei. Auf diese Weise erhielt Bernar Venet bereits im Alter von 10 Jahren seine erste Einladung zu einer Ausstellung in Paris. Nach Abschluss der Schule begann er in Nizza ein Studium an der Städtischen Schule für Gestaltende Kunst, ein Engagement als Bühnenbildner an der Oper Nizza schloss sich an und endete 1963. Der persönliche Malstil Venets war in dieser Zeit stark stilistisch gehalten. Nach Ableistung seines Wehrdienstes entschloss sich Bernar Venet, als freischaffender Künstler zu leben und eröffnete in Nizza sein erstes eigenes Atelier. Der Künstler experimentierte mit monochromen Tafelbildern aus Teer, blieb aber nicht auf die Malerei beschränkt, sondern widmete sich auch der Fotografie und der Filmkunst; außerdem entstanden Kartonreliefs.

Schöpferische Pause und Hinwendung zur Stahlskulptur

Bernar Venet wandte sich in den 1960er-Jahren zunehmend der abstrakten Kunst zu und läutete damit eine persönliche Zeitenwende ein. Die sich für ihn daraus ergebenden theoretischen Fragen zu mathematischen Prinzipien und der Zuordnung von Raum, Form und Zeit führten schließlich zu einer fünfjährigen Schaffenspause, die Venet ganz mit theoretischen Erwägungen füllte. Auch beschäftigte er sich mit der Konzeptkunst und dem Minimalismus von Carl Andre, Dan Flavin und Sol LeWitt. Die verschiedenen physikalischen und mathematischen Erkenntnisse, die er während dieser Zeit gewann, stellten das Rüstzeug dar für seine neue Art, künstlerisch zu arbeiten. Mit dem Zufall als weiterem tragenden Element schuf er seit seinem Comeback 1976 nicht nur geometrisch-abstrakte Gemälde und Holzreliefs, sondern vor allem auch ausdrucksvolle und bisweilen spektakuläre Stahlskulpturen. Charakteristisch für Bernar Venet wurden seine weltberühmten Konstruktionen aus Halbringen, bei denen er wissenschaftliche Prinzipien der Mathematik mit minimalistischer Ästhetik verband, so die Arcs und Indeterminate Lines.

Berühmt als Bildhauer, aber vielfach begabt und ausgezeichnet

Bernar Venet liebt das Monumentale, das den meisten seiner Skulpturen im öffentlichen Raum zu eigen ist. Dieser Präferenz entspricht auch die gewaltige Skulptur Arc de 124,5°, die Frankreich der Stadt Berlin zu deren 750-jährigem Jubiläum vermachte und die heute gegenüber der Berliner Urania zu sehen ist. In Deutschland sie sicher das bekannteste Werk von Bernar Venet, wenngleich der Künstler auch in Bonn, Bottrop und Koblenz eindrucksvolle Spuren hinterlassen hat. Für die Kapelle Saint-Jean in seinem Geburtsort Château-Arnoux entwarf er Glasfenster und Innenausstattung. Für seine Kunst erhielt Bernar Venet Preise und Auszeichnungen, darunter 2005 die Ernennung zum Ritter der französischen Ehrenlegion. Zwar ist Venet international vor allem als Bildhauer bekannt, doch umfasst sein Schaffen nach wie vor ein weites Feld, umschließt Design, Malerei und Musik – sogar ein Ballett konzipierte der vielseitig begabte Künstler.