Leni Riefenstahl - Tänzerin, Schauspielerin, Regisseurin – und Günstling der Nazis
Leni Riefenstahl wurde am 22. August 1902 als Helene Bertha Amalie Riefenstahl in Berlin-Wedding geboren. Ihre früh entdeckte Begeisterung für den Sport führte zu umfassendem Tanzunterricht – gegen den Willen des Vaters, aber mit Unterstützung der Mutter. Nachdem eine Knieverletzung eine angestrebte Karriere als Tänzerin zunichtemachte, versuchte sich Leni Riefenstahl als Schauspielerin, spielte an der Seite von Luis Trenker, Ernst Petersen und Hans Schneeberger, ehe sie 1932 mit dem Film Das blaue Licht ihr Regiedebüt feierte. Trotz einer konfliktreichen Entstehungsgeschichte mit vielen Zerwürfnissen beeindruckte der mystisch-romantische Bergfilm Kritik und Publikum – darunter auch den NSDAP-Parteichef Adolf Hitler, der Riefenstahl bei einem persönlichen Treffen versicherte, sie nach seiner Machtergreifung als Filmemacherin engagieren zu wollen. In der Folge wurde die junge Regisseurin in die hohen Kreise der Nationalsozialisten eingeführt, lernte Joseph Goebbels und seine Frau Magda kennen, außerdem Hermann Göring, Albert Speer und vor allem Julius Streicher, der sie fortan mit seinem Hetzblatt Der Stürmer gegen unliebsame Konkurrenten wie den jüdischen Filmtheoretiker Béla Balázs unterstützte.
Ästhetische Proganda: Reichparteitagstrilogie und Olympia-Filme
Leni Riefenstahl erhielt in den Folgejahren mehrere Filmaufträge von Joseph Goebbels und seinem Reichspropagandaministerium. Mit der Unterstützung Hitlers konnte sie sich gegen die Anfeindungen innerhalb der NSDAP, unter anderem durch Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß, behaupten. Ihr erster Propagandafilm, Der Sieg des Glaubens, war zwar ein großer Erfolg, doch zeigte sich die Regisseurin selbst nicht zufrieden mit dem Endprodukt, das zudem den Stabschef der SA Ernst Röhm als wichtige Persönlichkeit darstellte und nach dessen Putsch zurückgezogen werden musste. Trotzdem drehte Leni Riefenstahl mit Triumph des Willens und Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht zwei weitere Parteitagsfilme, die großen Anklang fanden und auch den Duce Benito Mussolini begeisterten, der Riefenstahl mit der Verfilmung der Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe beauftragen wollte. Die Regisseurin lehnte dieses Ansinnen mit Verweis auf die geplante Verfilmung der Olympischen Spiele in Berlin 1936 jedoch ab. Die Olympia-Filme sollten ihr den Weg in die USA ebnen, doch wurde dieses Ziel durch die international mit Entsetzen quittierten Ereignisse der Reichspogromnacht vereitelt. Nur King Vidor und Walt Disney waren bereit, mit Riefenstahl zu reden; zu einem Abschluss kam es nicht.
Nach dem Krieg wurde die legendäre Filmemacherin zur Fotografin
Leni Riefenstahl, die zu Zeiten der NS-Diktatur von Adolf Hitler den Sonderfilmtrupp Riefenstahl an die Seite gestellt bekam, verlor nach dem Krieg nicht nur jede Unterstützung, sondern fand sich plötzlich als Inhaftierte in einem Gefangenenlager der US-Armee wieder. Ihren letzten Film Tiefland konnte sie erst in den 1950er-Jahren fertigstellen; danach fehlten ihr die finanziellen Mittel, um weitere Projekte zu stemmen. Leni Riefenstahl wandte sich der Fotografie zu und konnte dabei einmal mehr ihr Gespür für moderne Ästhetik unter Beweis stellen. Als Fotografin arbeitete sie für renommierte Zeitschriften wie die französische Paris Match, die italienische L'Europeo und das amerikanische Life Magazine. Oft zog es sie nach Afrika, wo zahlreiche fotografische Dokumentationen unter anderem für die Sunday Times entstanden. Die Nachwelt schwankt bis heute zwischen der Verehrung einer großen Künstlerin und der Verdammung einer Hitler-Unterstützerin. Hollywood-Ikone George Lucas betrachtete Leni Riefenstahl als die modernste Filmemacherin überhaupt und kopierte ganze Szenen aus ihrem NSDAP-Parteitagsfilm Triumph des Willens für seine überaus erfolgreichen Star-Wars-Filme.
Leni Riefenstahl starb am 8. September 2003 in Pörcking.
Leni Riefenstahl - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: