Cornelia Schleime liebt die Einsamkeit. Da, wo sie allein ist mit der Natur und mit den Tieren, ihren liebsten Motiven, da kommen ihr die Ideen für die vielen eigenwilligen und oft experimentellen Kunstwerke, die aus den Kennern ihrer Arbeit oft genug aufs Neue überraschte Schüler machen. Durch diese fortwährende Neuerfindung ihrer selbst ist die deutsche Malerin, Filmemacherin und Autorin zu einer vielfach ausgezeichneten Größe der modernen Kunst in Deutschland geworden.
(...) WeiterlesenCornelia Schleime - Bruch mit den Konventionen der DDR-Kunstszene
Cornelia Schleime wurde am 4. Juli 1953 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zur Friseurin und Maskenbildnerin und einer kurzzeitigen Beschäftigung als Pferdepflegerin konnte sie 1975 in Dresden das angestrebte Studium der Grafik und Malerei beginnen. Für ihre Suche nach Möglichkeiten des persönlichen Ausdrucks erwies sich die DDR als schlechtes Pflaster: Mit Arbeiten wie den sogenannten Horizontebildern, für die sie mit Tusche auf Papier malte, brach Cornelia Schleime mit den Traditionen der Dresdner Malerbilder und zog den Unmut der etablierten Kunstwelt auf sich. Insbesondere ihre gefesselten Frauenfiguren, mit denen sie kaum verhüllt die Stellung der Frau in der DDR kritisierte, sorgte für heftigen Widerspruch. Mit ihrer Teilnahme an der Türenausstellung und den dabei aufgeführten Körperaktionen handelte sie sich 1981 endgültig ein Ausstellungsverbot ein. Der Furor führte so weit, dass ihre Werke auf Geheiß der SED-Parteileitung einfach von den Wänden gerissen wurden. Zudem wurde die Künstlerin genötigt, ein Papier für die Ausbürgerung des gleichsam in Ungnade gefallenen Liedermachers Wolf Biermann zu unterschreiben. Cornelia Schleime weigerte sich und zog die einzig mögliche Konsequenz: Sie beantragte ihre Ausreise nach West-Berlin.
Schwierige Anfangsjahre in der Bundesrepublik
Cornelia Schleime musste anlässlich ihrer Übersiedlung in den Westen den Verlust ihres nahezu gesamten bisherigen Schaffens verkraften. Nur einige wenige ihrer Schmalfilme blieben aus dieser frühen Zeit erhalten. Jahre später musste sie zudem die schmerzhafte Enthüllung hinnehmen, dass ihr früherer Freund Sascha Anderson, mit dem sie in der Punkband Zwitschermaschine gespielt hatte, ein Mitarbeiter der Stasi gewesen war und sie ausspioniert hatte. In ihrem erst 2008 veröffentlichten Roman Weit fort verarbeitete sie erlittenen Denunziationen. Außerdem entstand auf der Grundlage der Überwachungsprotokolle eine eindringliche Reihe von fotografischen Selbstinszenierungen, die Cornelia Schleime unter dem Titel Die Stasiserie im Jahr 1993 schuf. Der Weg zur selbstständigen und anerkannten Künstlerin gestaltete sich auch in der neuen Heimat in Westdeutschland schwierig: Um an den für ihre künstlerischen Experimente benötigten Sand zu kommen, hielt sie ihren kleinen Sohn an, diesen vom nächstgelegenen Spielplatz zu stehlen – für eine Hehler-Gebühr von 10 Pfennigen.
Mit Frauen- und Kinderporträts kam der Durchbruch
Cornelia Schleime konnte in den 1990er-Jahren mit großformatigen Frauen- und Kinderporträts sowie ihren fotografischen Selbstinszenierungen ein wachsendes Publikum gewinnen. Daneben war es vor allem ihre Faszination für Tiere, Schlangen, Vögel und vor allem Pferde, die sich in ihren Arbeiten niederschlug. Eine wichtige Stellung im Schaffen von Cornelia Schleime stellt die eigene Biografie der Künstlerin dar, die vielfältige Bezugspunkte bietet für neue Bilder, Filme und Texte. Längst sind die Werke Schleimes auf Ausstellungen in aller Welt zu sehen. Für ihr Werk erhielt Cornelia Schleime Preise und Auszeichnungen, darunter 2004 den Fred-Thieler-Preis und 2016 den Hannah-Höch-Preis.
Cornelia Schleime - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: