Jean Miotte gehörte zu jenen Künstlern, die sich aus den staubigen Trümmern des Zweiten Weltkriegs erhoben, um das Grau der Gegenwart mit neuen Farben ohne feste Form zu überwinden. Der Mitbegründer des Informel schrieb Kunstgeschichte und gilt bis heute als einer der größten abstrakten Maler Frankreichs.
(...) WeiterlesenJean Miotte - Studium im Schatten des Krieges, frühes Interesse an der Kunst
Jean Miotte wurde am 8. September 1926 in Paris geboren, in der Zeit zwischen den beiden großen Kriegen. Es war dann auch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, der mit seinen Schrecken Kindheit und Jugend des Künstlers verdüsterte. Erst nach dem Ende des Krieges und der Befreiung seiner Heimat konnte Jean Miotte ein Studium der Mathematik und des Ingenieurwesens aufnehmen, sein eigentliches Interesse galt aber schon früh der bildenden Kunst, insbesondere der figurativen Malerei. Ab 1947 war er ein regelmäßiger Gast in den Ateliers am Montparnasse; dort lernte er vor allem von den modernen Meistern Othon Friesz und Ossip Zadkine, ließ sich beeindrucken von der Kunst Jacques Villons, Georges Rouaults und Henri Matisses. Während dieser frühen Jahre malte Jean Miotte erste Ölbilder, in Sonderheit Stillleben, aber auch imaginäre Kompositionen, die seine spätere Meisterschaft in der abstrakten Kunst bereits andeuteten.
Erste Italienreise und Erfolge als abstrakter Maler
1948 besuchte Jean Miotte zum ersten Mal Italien. Die Reise brachte ihm viele neue Eindrücke und sollte nicht die letzte bleiben, zunächst kehrte er aber nach Frankreich zurück und zog nach Meudon, wo er sich ein Atelier einrichtete und die Bekanntschaft der bedeutenden Künstler Hans Arp, Gino Severini und Sam Francis machte. Seine Vorliebe für die abstrakte Kunst trat in diesen Jahren deutlich zutage, die Voraussetzungen für eine Entwicklung in diese Richtung waren ideal: Die von zwei Weltkriegen in ihren Grundfesten erschütterte (Kunst-)Welt suchte nach einer neuen Sprache, nach unbelasteten Ausdrucksformen und fand sie mehr denn je in der Abstraktion und der ihr immanenten Überwindung der als hässlich empfundenen Wirklichkeit. 1953 verlegte Jean Miotte seinen Wohnsitz nach Bologna in Italien, nahm aber weiterhin an verschiedenen Ausstellungen in Frankreich teil, so beteiligte er sich 1954 an der Eröffnung der Galerie Haut Pavé von Iris Clert. In dieser Zeit pflegte er auch intensive Freundschaften mit Pierre Dimitrienko, André Lanskoy und Serge Poliakoff.
Stipendium in New York, zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen
Trotz seiner anfänglichen Erfolge war dem Künstler erst im Jahr 1957 seine erste Einzelausstellung vergönnt. In der Galerie präsentierte er Werke, die vorwiegend in dunklen Farben und Schwarz gehalten waren. Bald darauf übernahm der Galerist Jacques Dubourg Miotte unter Vertrag. Jetzt häuften sich für Jean Miotte Preise und Auszeichnungen, man fand ihn auf der ersten Biennale und feierte ihn in den großen Metropolen der Welt. Ein Stipendium der Ford-Stiftung brachte ihn für sechs Monate nach New York, wo er bedeutende amerikanische Künstler wie Alexander Calder, Jacques Lipschitz, Robert Motherwell und Mark Rothko kennenlernte. In den 1970er-Jahren lebte er kurze Zeit in Hamburg, ersetzte Ölfarben durch Acryl und schuf in der Folgezeit Bilder, die sich durch ihre auffällige Reduktion gegenüber früheren Werken auszeichnen. Mit großer Rastlosigkeit reiste er weiter durch die Welt, arbeitete in Paris, New York, Peking und in der Schweiz.
Jean Miotte starb am 1. März 2016, seine Werke werden regelmäßig in den großen Museen der Welt gezeigt.
Jean Miotte - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: