Horst Janssen sorgte für Aufsehen. Mit seiner Kunst, mit seinem Lebensstil, mit seinen Aussagen. Aus schwierigen Verhältnissen arbeitete er sich lebenshungrig und rastlos zu einem der meistgefeierten deutschen Künstler der Nachkriegszeit empor und beeindruckte als Zeichner, Autor, Holzschneider, Grafiker, Illustrator und Fotograf.
(...) WeiterlesenHorst Janssen - Schwierige Kindheit, frühe Förderung durch den Zeichenlehrer
Horst Janssen wurde am 14. November in Hamburg-Wandsbek geboren. Als nichteheliches Kind der Damenschneiderin Martha Janßen hatte er seinen Vater, den schwäbischen Handelsreisenden Karl Gottlob Bauer, nie kennengelernt. Zunächst wuchs er bei seinen Großeltern auf, ehe ihn nach dem Tod seines Großvaters ein Amtsvormund in die Nationalpolitische Erziehungsanstalt in Haselünne schickte. Dort wurde der Zeichenlehrer Hans Wienhausen auf die künstlerische Veranlagung Horst Janssens aufmerksam und förderte sie. Nachdem auch seine Mutter an Tuberkulose gestorben war, kam Horst Janssen in die Obhut seiner Tante, die ihn adoptierte und sein Kunststudium finanzierte. Zu ihr pflegte der Künstler ein enges Verhältnis und würdigte sie unter dem Kosenamen »Tantchen« in mehreren Werken.
Große Kunst im Treppenhaus
Auch das Studium Horst Janssens verlief nicht ohne Hindernisse: Ein heftiges Zerwürfnis mit dem Direktor der Landeskunstschule, Professor Gustav Hasenpflug, führte zu seinem vorzeitigen Abschied ohne Abschluss. Der Künstler revanchierte sich später dafür, indem er dem ungeliebten Hasenpflug die Frau ausspannte. In den wirtschaftlich schwierigen 1950er-Jahren verdiente Horst Janssen seinen Unterhalt hauptsächlich mit Auftragsarbeiten, die ihm sein verehrter Lehrer Alfred Mahlau vermittelte. Zu seinen Kunden gehörte der Buntpapierfabrikant Guido Dessauer und die Familie Reemtsma, für die er den Teppich Helle Stunde entwarf. Um nicht jahrelang auf seine ersehnte Einzelausstellung warten zu müssen, organisierte Horst Janssen diese mit viel Energie kurzerhand selbst im Treppenhaus seines Wohnsitzes. Mit weiteren solcher Treppenhausausstellungen zog er die Aufmerksamkeit vieler Sammler auf sich und schaffte schließlich den nationalen Durchbruch, der ihm den Kunstpreis der Stadt Darmstadt und eine erste große Werkschau in Hannover einbrachte. Internationale Anerkennung gewann Horst Janssen durch seine Teilnahme an der 24. Biennale in Venedig 1968 und der 6. documenta in Kassel 1977. In der Folgezeit führte er Ausstellungen in Amerika, Asien, Russland und Europa durch und festigte seinen Ruf als Ausnahmekünstler in der internationalen Kunstkritik.
Eine schillernde Persönlichkeit
Horst Janssen pflegte zahlreiche Liebschaften zu verschiedenen, teils verheirateten Frauen. Diese verarbeitete er in einer umfangreichen Serie von Porträts und erotischen Darstellungen. Aber nicht nur seine jeweiligen Eroberungen, auch sich selbst hielt der große Egomane in unzähligen Selbstporträts fest. Dabei verzichtete der Künstler, der sich nach eigenem Bekunden für »die Gnade Gottes« hielt, weitgehend auf jede Beschönigung und Idealisierung und dokumentierte sich in jeder Lebensphase mit allen Beeinträchtigungen – die er zu einem nicht unerheblichen Teil seinem exzessiven Alkoholkonsum verdankte. Aus diesem machte Janssen nie ein Hehl, inszenierte vielmehr sein schillerndes Künstlerleben mit Verve und Chuzpe und konnte so seinen Bekanntheitsgrad noch weiter steigern. So wurde er bereits zu Lebzeiten zu einer Legende, gewichtige Stimmen wie »Die Zeit« rühmten ihn als »Genie«, zu seinem 85. Geburtstag widmeten ihm Regisseur Bernd Boehm und Produzent Hinrich Lührs ein filmisches Porträt, das auf mehreren Sendern ausgestrahlt wurde.
Horst Janssen starb am 31. August 1995 in Hamburg an den Folgen eines Schlaganfalls.
Horst Janssen - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: