Zu Lebzeiten galt Hans Thoma als Superstar, doch auf diese Anerkennung hatte der biedere Bub aus dem Schwarzwald lange warten müssen. Dass er nach seinem Tod beinahe in Vergessenheit geraten wäre, hatte er den Nationalsozialisten zu verdanken, die seine romantischen Bilderwelten für sich vereinnahmten.
(...) WeiterlesenHans Thoma - Schwierige Lehrjahre, aus Not zur Kunst
Hans Thoma wurde am 2. Oktober 1839 in Bernau geboren. Sein Vater, ein gelernter Müller, musste den Lebensunterhalt der Familie als Holzarbeiter verdienen, die Mutter stammte aus einer Familie von Kunsthandwerkern. Der Weg von einem kleinen Schwarzwalddorf in die große Welt der Malerei schien unermesslich weit, aber Hans Thoma schaffte es mit seinem Talent und auf Umwegen: Eine Lehre als Anstreicher und Lithograf in Basel hatte er abgebrochen, eine zweite als Uhrschildmaler in Furtwangen konnte er wegen fehlender finanzieller Mittel nicht zu Ende bringen. Der frühe Tod des Vaters setzte den jungen Mann unter erheblichen Druck, musste er doch für Mutter und Schwester sorgen. Die wirtschaftliche Not und die fehlenden Alternativen zwangen Hans Thoma, sein Glück ohne vernünftige Ausbildung mit der Malerei zu versuchen. Er schuf kleine Bilder als Schmuck für Bauernhäuser, Porträts wie Landschaften, und zog damit die Aufmerksamkeit des Amtmanns von St. Blasien auf sich, der ihm schließlich ein Stipendium an der Großherzoglichen Akademie in Karlsruhe vermittelte. Deren amtierender Direktor war Ludwig Schirmer, der selbst als Landschaftsmaler einen guten Ruf besaß und dem Schaffen des jungen Hans darum wohl offen gegenüberstand.
Wichtige Inspiration durch Gustave Courbet
Gemeinsam mit seinem Kommilitonen Otto Scholderer unternahm Thoma eine Studienreise nach Paris und zeigte sich dort beeindruckt von den Werken Gustave Courbets sowie der Schule von Barbizon. Insbesondere Courbet beeinflusste die Arbeit Hans Thomas nachhaltig, der sich als Maler und Lehrer in München niederließ. Dort heiratete er schließlich seine Schülerin Cella Berteneder, die selbst als Malerin von Blumen und Stillleben bekannt wurde. Mit Arnold Böcklin verband Thoma eine Freundschaft, außerdem stand er dem Kreis um Wilhelm Leibl nahe. Zum Kunstmarkt hatte Thoma ein gespaltenes Verhältnis: Einerseits kritisierte er den schon zu seiner Zeit um sich greifenden Kommerz, andererseits bediente er mitunter genau diese Ansprüche und produzierte Kunstwerke in Serie. Erst spät gewann er damit nationale Anerkennung und Wohlstand, um das Jahr 1910 herum galt er als der bedeutendste Maler Deutschlands. Hans Thoma starb am 7. November 1924 in Karlsruhe.
Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus
Seine größte Herausforderung hatte die Kunst von Hans Thoma ohne ihren Schöpfer zu bestehen: Als die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht an sich rissen, war Hans Thoma längst gestorben. Dennoch taten sie ihm das Schlimmste an, was einem Künstler widerfahren konnte: Sie verehrten ihn, vereinnahmten ihn, machten ihn zum bildgewaltigen Zeugen ihrer kruden Ideologie. Im Gegensatz zu der gewaltigen Musik Richard Wagners, mit dessen Schwiegersohn, dem einflussreichen Kunsthistoriker Henry Thode, Thoma eng verbunden war, hatten es die Bilder des vermeintlichen deutschen »Malerfürsten« weit schwerer, ihren Weg zurück ins Licht der Öffentlichkeit zu finden. Konnte man das Werk eines Künstlers, den Adolf Hitler als »urdeutsch« und dem »Blute seiner Ahnen« entsprungen feierte, einfach so in einem ehrenvollen Kontext annehmen? Indes scheinen diese Abgründe zu großem Teil überwunden, und im Jahr 2013 präsentierte das Frankfurter Städel-Museum wieder eine große Schau unter dem Motto »Hans Thoma. Lieblingsmaler des deutschen Volkes«.
Hans Thoma - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: