François Morellet

François Morellet liebte die Strenge der Geometrie

François Morellet wurde am 30. April 1926 in Cholet im Département Maine-et-Loire in Frankreich geboren. Während der Mitarbeit im elterlichen Betrieb führte das wachsende Interesse an der bildenden Kunst dazu, dass er sich die Malerei als Autodidakt anzueignen begann; später nahm er richtigen Malunterricht. Etwa um das Jahr 1950 herum begriff sich François Morellet selbst als »abstrakter Maler« und beschickte seine erste Einzelausstellung in der Galerie Creuze in Paris. Zu dieser Zeit verstand der Künstler seine Bilder als potenziell endlose Strukturen, die weit über die Grenzen der Leinwand hinausreichten. Zu geometrischen Formen, insbesondere zum Quadrat, fasste er eine besondere Zuneigung. Morellet liebte in eigenen Worten die Strenge der Geometrie, schlug ihr aber ebenso gern ein Schnippchen, wenn er ihre unerbittliche Systematik mit Humor, viel Ironie und ein wenig Frivolität unterwanderte. Weder wissenschaftliche Präzision noch esoterisch-mystische Überhöhung strebte der skeptische Franzose an; das Quadrat, das zum bestimmenden Element seines Schaffens wurde, war ihm Sehnsuchts- und Spottobjekt zugleich.

Mitgründer der Groupe de Recherche d'Art Visuel (GRAV)

François Morellet gehörte in den 1960er Jahren zu den Gründern und einflussreichsten Mitgliedern der Groupe de Recherche d'Art Visuel (GRAV), einer Vereinigung Kinetischer Künstler, der neben ihm auch Julio de Parc, Joël Stein, Horacio Garcia Rossi, Yvaral und Francisco Sobrino angehörten. Die Gruppe, für die Licht und Bewegung essenzielle Größen darstellten, lotete mit wissenschaftlich anmutender Experimentierfreude die Möglichkeiten der visuellen Kunst aus. François Morellet setzte im Rahmen dieser Versuche ab 1963 auch Neon ein, das für viele seiner Werke charakteristisch wurde. Neben Neonröhren kam später auch Klebeband und Metall zum Einsatz, alles gemeinsam verband François Morellet 1992 in seinem Werk Relâche No. 1. Zunehmend interessierte er sich auch für die Kunst in Verbindung mit Architektur und ihre Manifestation im öffentlichen Raum. Infolge dieses Interesses beteiligte er sich am Centre Culturel in Compiègne, am Skulpturenpark am Kröller-Museum in Otterlo und am Pariser Viertel La Défense. Für den Deutschen Bundestag schuf er anlässlich des Neubaus des Paul-Löbe-Hauses seine Neoninstallation Haut et basse tension.

Erfolgreiche internationale Ausstellungstätigkeit

François Morellet nahm an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teil. 1964 war sein Werk in der Abteilung Licht und Bewegung auf der documenta III in Kassel zu sehen, außerdem nahm er 1968 an der 4. documenta und 1977 an der documenta 6 teil. 1970 präsentierte er seine Arbeiten auf der Biennale in Venedig. Für seine Kunst erhielt François Morellet Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 2008 den Preis Peter C. Ruppert für Konkrete Kunst in Europa und im Jahr 2012 den Ordre des Arts et des Lettres. Als eine seiner letzten spektakulären Arbeiten gelten die Glasfenster mit dem Titel L'esprit d'escalier, die seit 2010 das von Hector Lefuel entworfene Treppenhaus des Pariser Louvre zieren.

François Morellet starb am 10. Mai 2016 im Alter von 90 Jahren in seiner Geburts- und Heimatstadt Cholet.