Bernard Aubertin

Bernard Aubertin - Die Entdeckung der Farbe Rot

Bernard Aubertin wurde am 29. Juli 1934 in Fontenay-aux-Roses bei Paris geboren. Von 1955 bis 1957 studierte er dekorative Kunst und setzte er sich intensiv mit den Stilrichtungen des Futurismus und des Kubismus auseinander. In seiner Frühphase schuf er vorrangig figurative Arbeiten, insbesondere Porträts und Stillleben. 1957 veränderte die Begegnung mit Yves Klein Aubertins Blick auf die Malerei und öffnete ihm die Tür zur Abstraktion. Was für Klein die Farbe Blau war, wurde für Aubertin das Rot. 1958 begannen seine Experimente mit ganz in Rot getauchten Tafelbildern, deren pastoser Oberfläche er mit Hilfe von Gabeln, Messern, Löffeln und Spachteln eine Strukturierung verlieh. Im Rot erkannte Bernard Aubertin mehr noch als die Farbe des Blutes das Symbol des Feuers, der erleuchtenden und reinigenden Flamme, die er zum Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens machte. 1961 trat er der von Heinz Mack und Otto Piene gegründeten Künstlergruppe ZERO bei, die an einer Wiederbelebung der Kunstszene interessiert war und sich einen neuen, universal gültigen Ästhetizismus wünschte.

Die Kraft des Feuers in der Kunst

Bernard Aubertin arbeitete über mehrere Jahre hinweg bis 1977 an seiner sehr bekannten Serie Tableaux clous. Für diese »Nagelbilder« verwendete er Leinwände von unterschiedlicher Dicke und schlug darin Nägel und Bolzen ein, die er durch einen roten Farbauftrag mit der Leinwand verschmolz. 1961 begann Aubertin mit seinen »Feuerbildern«, für die er Streichhölzer in geometrischen Sequenzen auf seinen Leinwänden anbrachte. Zur gleichen Zeit erschienen auch mehrere kunsttheoretische Schriften in den Publikationen der ZERO-Gruppe. Nach seiner Übersiedlung nach Brest im Jahr 1975 erweiterte er seine Feuerbilder konsequent um den Einsatz einer echten Flamme und präsentierte eine Serie von angebrannten Holztafeln. Für Bernard Aubertin war es ein Anliegen, mit seiner Kunst die Kraft des Feuers sichtbar zu machen, indem er verkohltes Holz und Rauchspuren zu abstrakten Bildern formte.

Alles ist Rot und Schwarz

Bernard Aubertin selbst sagte über seine Kunst, dass sie nur zwei Farben kenne: Schwarz und Rot. Tatsächlich lassen sich mit diesen Farben alle seine Bilder beschreiben. Für seine Serie Fer Brûlé setzte er Bleche der sengenden Flamme aus. Damit überlässt der Künstler einen Teil seiner gestalterischen Hoheit der elementaren Naturkraft. Das Feuer war für Bernard Aubertin die Quelle des Lebens und – in seiner zerstörerischen Macht und auch in Gestalt der Feuerbestattung – der Tod. Die Faszination für Feuer führte zu aufsehenerregenden Aktionen wie der öffentlichen Verbrennung von Klavieren oder Autos. 1977 nahm er an der documenta 6 in Kassel teil, 2001 waren seine Bilder auf der 54. Biennale in Venedig zu sehen. 1991 übersiedelte der Künstler endgültig nach Deutschland und ließ sich in Reutlingen nieder, wo er bis zu seinem Tod wohnte. Noch zu Lebzeiten übergab der Künstler sein Archiv der Stiftung für Konkrete Kunst in Reutlingen.

Bernard Aubertin starb am 31. August 2015 in Reutlingen.