Rainer Fetting gehörte zu den treibenden Kräften der künstlerischen Revolution der 1980er-Jahre; er hatte großen Anteil am Erfolg der »Neuen Wilden« und schuf ein umfangreiches malerisches und bildhauerisches Werk der deutschen Moderne, wobei der Mensch und sein Lebensraum, die Großstadt, das bevorzugte Sujet bildeten.
(...) WeiterlesenRainer Fetting - Meisterschüler bei Hans Jaenisch, Gründung der »Neuen Wilden«
Rainer Fetting wurde am 31. Dezember 1949 in Wilhelmshaven geboren. Zunächst absolvierte er ganz bodenständig eine Tischlerlehre, schnupperte gleichzeitig aber mittels eines Volontariats beim Bühnenbildner der Landesbühne Niedersachsen Nord in die schillernde Welt der Kunst hinein. Diesen Weg setzte er von 1972 bis 1978 fort mit einem Studium an der Berliner Hochschule für Künste bei Professor Hans Jaenisch. Zum Meisterschüler berufen, gründete Rainer Fetting 1977 gemeinsam mit seinen Kommilitonen Bernd Zimmer, Berthold Schepers, Salomé, Helmut Middendorf und Anne Jud die »Galerie am Moritzplatz«. Sie war als »Künstlerselbsthilfegalerie« konzipiert und gilt gemeinhin als Geburtsstätte der »Neuen Wilden«, jener deutsch-österreichischen Neuinterpretation der französischen Fauves, die dem verkopften Kunstbetrieb die kindliche Unbekümmertheit zurückgeben sollte. Für die ersehnte Bekanntheit sorgte die 1980 abgehaltene Ausstellung »Heftige Malerei« im »Haus am Waldsee« in Berlin. Mit grober Pinselführung und kräftiger Farbgebung war das deutsch-österreichische Kollektiv keineswegs allein, sondern Teil einer europaweiten Tendenz.
Berlin und Berliner Mauer als künstlerischer Schwerpunkt
Rainer Fetting legte einen ersten künstlerischen Schwerpunkt auf die Gestaltung von Berliner Stadtszenarien, malte figurativ mit leuchtenden Farben, schuf Porträts und setzte sich mit der Berliner Mauer auseinander. Mit scharfem Auge analysierte der Künstler seine Stadt, nutzte vor allem die Mauer, das Symbol der Trennung, als Anlaufstelle für seinen expressiven, farbstrotzenden Protest, tauchte sie auf dem Bild »Moritzplatz – Blick nach Ostberlin« gar in grelles Rosa. Die Spielregeln der Gesellschaft und des Kunstbetriebs waren für Rainer Fetting und seine Bundesgenossen nur dazu da, um sie zu brechen – das taten sie mit Lust und Inbrunst. Neben der bildenden Kunst wurde auch musiziert, ihre eigene Band nannten die beteiligten Künstler gewollt programmatisch »Geile Tiere!«. 1978 konnte Rainer Fetting mittels eines Stipendiums von der großen deutschen Weltstadt in die noch größere amerikanische Weltstadt reisen, der Besuch in New York wirkte sich auch auf die Malweise des Künstlers aus, die Linienführung wurde dynamischer, die Farben noch leuchtender.
Bezug zu Vincent van Gogh, umfassende Bildhauer-Tätigkeit
Mit dem Fall der Berliner Mauer trat diese als Sujet im Werk von Rainer Fetting etwas zurück, an ihrer Stelle trat das Umland von Berlin mehr in den Vordergrund. Einen starken Bezug zeigt Fettings Werk zu der Person des niederländischen Malers Vincent van Gogh, der immer wieder als Motiv erscheint. In den Arbeiten der jüngeren Zeit widmete sich Fetting verstärkt der Stadt New York, in erster Linie deren dunkler Peripherie. Rainer Fetting ist keineswegs nur als Maler erfolgreich, sondern steht als Schöpfer auch hinter einem umfangreichen bildhauerischen Werk. Er gestaltete die Statue von Willy Brandt im Atrium des Berliner Willy-Brandt-Hauses sowie den Henri-Nannen-Preis. Seit Mitte der 1980er-Jahre experimentierte Fetting auch mit Assemblagen aus Treibholz und Bronzearbeiten. Ein kaum bekannter Teil des künstlerischen Schaffens von Rainer Fetting sind seine fotografischen und filmischen Arbeiten, auf die er seit den 1970er-Jahren immer wieder zurückkommt.
Rainer Fetting - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: