Neo Rauch - Kunststudium bei Arno Rink und Bernhard Heisig
Neo Rauch wurde am 18. April 1960 in Leipzig geboren. Knapp vier Wochen nach seiner Geburt verlor er Vater und Mutter bei dem großen Eisenbahnunfall von Leipzig und wuchs deshalb bei den Eltern seiner Mutter auf, die sich nach des Künstlers eigenen Worten als überfürsorgliche »Helikoptereltern« um ihn kümmerten. Nachdem Neo Rauch am Gymnasium Stephaneum das Abitur abgelegt hatte, besuchte er die Hochschule für Grafik und Buchkunst, um dort Malerei zu studieren. Mit seinem ersten Lehrer Arno Rink verband Neo Rauch eine lebenslange Freundschaft; nach Rinks Tod nahm Rauch ihn gegen aufkommende Kritik in Schutz und erklärte etwas provokativ, sein Freund und Lehrer sei lange Jahre unter Wert gehandelt worden, weil man im Westen nach der Wiedervereinigung kein Interesse an einem gefeierten Künstler der DDR habe zeigen wollen. 1986 konnte Neo Rauch als Teilnehmer der Gruppenausstellung »Junge Künstler im Bezirk Leipzig« zum ersten Mal auf sich aufmerksam machen; im selben Jahr wechselte er als Meisterschüler zu Bernhard Heisig, bei dem er sein Studium im Jahr 1990 beschloss.
Rascher internationaler Aufstieg in den 1990er Jahren
Neo Rauch distanzierte sich bald und mit Nachdruck von seinem Frühwerk der 1980er Jahre; auch zu seinem 60. Geburtstag gab er zu Protokoll, dass ihm für eine Auseinandersetzung mit seinen ersten Bildern die nötige »Altersmilde und Gelassenheit« fehle. Nach der ersten Einzelausstellung des Malers in der Leipziger Galerie am Thomaskirchhof wurde 1993 Rolf Lauter, zu dieser Zeit der stellvertretende Direktor am Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, auf das Schaffen von Neo Rauch aufmerksam und machte den Künstler auch im Westen bekannt. Die amerikanische Kunstkritikerin Roberta Smith verschaffte mit einem vielgelesenen Beitrag über den »Maler, der aus der Kälte kam« Neo Rauch einen immensen Popularitätsschub in den USA, der letztlich dazu führte, dass die Werke des Malers heute nicht nur im Metropolitan Museum of Modern Art in New York zu finden sind, sondern auch von begeisterten Prominenten wie Brad Pitt für ihre private Sammlung erworben wurden.
Anachronismen zwischen Traum und Wirklichkeit
Neo Rauch lässt sich kaum kategorisieren. Seine Bilder, die von der ersten Idee über die Ausführung bis hin zum vollendeten Werk immer eine Wandlung durchlaufen, beziehen ihre meist großformatige Gestalt aus den Mitteln der Pop Art, des Surrealismus und der Cartoon-Grafik. Dabei halten sich die Farben jedoch immer auffällig im Hintergrund, sind nie schrill und bunt, sondern schmiegen sich mit großer Zurückhaltung an Figuren und Landschaften. Das passt zu der immer spürbaren Distanz zur Wirklichkeit, die den Bildern Neo Rauchs zu eigen ist. Obwohl seine Motive deutlich erkennbar in der für den Künstler wichtigen Heimat Leipzig und Umgebung verwurzelt sind, fließen diese Bezüge zur Realität häufig in eine leicht surreal anmutende Zwischenwelt, eine verwischte Zone, ähnlich einem Traum, durch den der Maler sein Publikum geleitet. Immer sind die Bilder auch Experimente, in denen der Künstler die Grenzen seiner Imagination auslotet, Zeichen vergangener Zeiten einbettet, aber nie den letzten Schritt zur Abstraktion macht.
Schweigsamer Superstar der Kunstszene
Neo Rauch hat für sein Bekenntnis zur figurativen Malerei schon früh viel Häme einstecken müssen. Trotzdem hielt er unbeirrt an diesem Weg fest, der sich für ihn als überaus erfolgreich erweisen sollte – gegen den anfänglichen Widerstand der Kunstkritik. Neo Rauch, in dem von Parteiklüngeln und Misstrauen geprägten Umfeld der DDR groß geworden, meidet auch in der Bundesrepublik weitgehend die Öffentlichkeit und meldet sich nur selten zu Wort. Wenn er sich dann doch einmal äußert, tut er das häufig in einer aus der Zeit gefallenen, etwas altertümelnden Sprache – oder mit den Waffen des Malers: So quittierte er den Versuch eines Kunstkritikers, ihm rechte Gesinnung zu unterstellen, mit dem aufsehenerregenden Bild Der Anbräuner, dessen Titel er einer Rede des konservativen Schriftstellers Ernst Jünger entlehnt hatte. Für sein Werk erhielt Neo Rauch Preise und Auszeichnungen, darunter 1997 den Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung, 2005 den Kunstpreis Finkenwerder, 2018 das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland und 2019 den Europäischen Kulturpreis Taurus.
Neo Rauch ist mit der Malerin Rosa Loy (bürgerlich: Sibille Rauch) verheiratet und lebt mit ihr in seiner Geburts- und Heimatstadt Leipzig.
Neo Rauch - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: