Robert Doisneau fotografierte die Nebenschauplätze, die kleinen Dinge, die unbeachteten Details, an die sich jeder längst gewöhnt hat und stellte sie auf einprägsame Weise neu in den Mittelpunkt. Gerade darin liegt der Wert seines künstlerischen Vermächtnisses, das ihn nicht nur in seiner Heimat Frankreich, sondern auf der ganzen Welt bekannt gemacht hat.
(...) WeiterlesenRobert Doisneau - Porträts von Widerständlern und Prominenten
Robert Doisneau wurde am 14. April 1912 in Gentilly geboren. An der École Estienne in Paris erwarb er 1928 ein Diplom für Gravur und Lithografie, ein Jahr später begann er, als Fotograf zu arbeiten. 1932 wurden seine ersten Bilder veröffentlicht. Von 1934 bis 1939 stand er als Werkfotograf in den Diensten des französischen Automobilfabrikanten Renault, dann betätigte er sich als freiberuflicher Fotograf, ehe er für ein Jahr in der Armee diente und sich während der Besatzungszeit als Fotograf der Résistance anschloss; dabei entstanden zahlreiche Bilddokumente über die Besetzung und Befreiung von Paris. Während des Krieges kam Robert Doisneau in Kontakt mit Charles Rado, der ihn für seine Agentur »Rapho« unter Vertrag nahm und damit endgültig zum Fotojournalismus brachte. Doisenau fotografierte in der Folge für die Zeitschriften »Vogue«, »Life«, »Paris Match« und weitere Illustrierte, er schuf Porträts berühmter Persönlichkeiten seiner Zeit, darunter Georges Braque, Fernand Léger, Pablo Picasso und Orson Welles.
Zauber und Tristesse des Pariser Alltagslebens
Robert Doisneau profilierte sich als ein scharfsichtiger Beobachter des Pariser Alltags in der Nachkriegszeit. Dabei galt sein Auge den kleinen, sonst unbeachteten Momenten, dem Akkordeonspieler an der Straßenecke, herumlungernden Kindern, den »kleinen Leuten« im Bistro. Manche dieser Momente schuf er auch selbst: Sein berühmtestes Bild, »La Baiser de l'Hôtel de Ville Paris«, das ein sich küssendes Paar in den belebten Straßen von Paris zeigt, ist kein zufällig und reaktionsschnell aufgenommener Schnappschuss, sondern ein für die Illustrierte »Life« gestelltes Foto mit zwei Schauspielschülern. Es wurde trotzdem zur bekanntesten und meistverbreiteten Fotografie der Welt – weil es Paris so zeigte, wie die Welt Paris und Paris sich selbst sah. Dabei zeigten viele Bilder von Robert Doisneau nicht idealisierte Szenen, sondern geradezu sozialkritisch die ungeschönte Tristesse der schwierigen Nachkriegsjahre. Berühmt wurde auch sein Porträt von »Mademoiselle Anita«, einer Prostituierten, die in einem Café auf Freier wartete und unter ihrem schweren Make-up die quälende Müdigkeit kaum verhehlen konnte.
Am liebsten fotografierte Robert Doisneau schwarz-weiß
Robert Doisneau erklärte einmal, er zeige den Leuten nur, was sie selbst sehen könnten, wenn sie damit aufhörten, sich abzuhetzen. Das sei der Grund seines Erfolgs. Ein Erfolg, der sich auch finanziell niederschlug: Auf dem Kunstmarkt wurden für Fotografien von Robert Doisneau Preise im fünfstelligen Bereich erzielt. Die Schauspielerin Sabine Azéma, mit der Doisneau eine enge Freundschaft verband, widmete ihm den dokumentarischen Kurzfilm »Bonjour Monsieur Doisneau ou Le photographe arrosé«. Am liebsten und erfolgreichsten fotografierte er mit seiner bewährten Rolleiflex in Schwarz-Weiß, doch bei seinen Versuchen mit der Farbfotografie fühlte er sich spürbar nicht wohl – ein Schicksal, das er mit vielen großen Fotografen der Nachkriegszeit teilte.
Robert Doisneau starb am 1. April 1994 in Paris.
Robert Doisneau - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: