Heinrich Siepmann - Von der gegenständlichen Kunst durch Kriegswirren zur Abstraktion
Heinrich Siepmann wurde in Mühlheim an der Ruhr geboren. Geografisch kam er nie weit über seinen Ursprung hinaus, künstlerisch dafür umso mehr: Von 1925 bis 1927 besuchte er in Essen die Folkwangschule und studierte bei Joseph Enseling, Karl Kriete und Josef Urbach. 1928, unmittelbar nach Abschluss seiner Ausbildung, begann er als selbstständiger Maler zu arbeiten. Als er 1941 zum Militärdienst eingezogen wurde und im Zweiten Weltkrieg kämpfen musste, suchte er auch in diesen schwierigen Jahren einen Ausgleich in der Kunst, übte sich in Stillleben und der Landschaftsmalerei und kopierte bei jeder sich bietenden Gelegenheit die alten Meister, um seine eigene Technik zu verfeinern. Obwohl zu dieser Zeit noch das Gegenständliche die Kunst Siepmanns dominierte, ist das große Geschick des Künstlers für die klare, nahezu strenge Konstruktion eines Bildes bereits deutlich sichtbar. Nach dem Krieg, als um ihn herum alle Formen zerstört und alles Vertraute zerbrochen war, wandte sich Heinrich Siepmann der Abstraktion zu, suchte neue Wege, weil sich die alten als unzureichend erwiesen hatten.
Mit strengen Formen zu einer vollendeten Ordnung des Bildgefüges
Heinrich Siepmann begründete mit namhaften Kollegen wie Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Ernst Hermanns, Emil Schumacher und Hans Werdehausen die Künstlergruppe junger westen, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, den durch die nationalsozialistische Diktatur verlorenen Anschluss an die Moderne wiederherzustellen. Heinrich Siepmann ragte in der Gruppe heraus – durch seinen klaren konstruktivistischen Ansatz, sein ausdrückliches Bekenntnis zur strengen Form und durch sein Alter. Oft fühlte er sich deshalb isoliert. 1962 löste sich der junge westen auf, Siepmann konzentrierte sich weiter auf die ungegenständliche Konstruktion fand darin zu seiner ureigenen Ausdrucksform. Als Mitglied des Deutschen Künstlerbundes war Heinrich Siepmann zwischen den Jahren 1953 und 1996 auf 36 Ausstellungen vertreten. Er selbst sah in seinem künstlerischen Ziel eine kombinatorische Ordnung, reduzierte seine Formsprache auf grundsätzliche Elemente und erreichte damit eine besondere Strukturiertheit des Ausdrucks. Die Beschaffenheit des Bildgefüges interessierte den Künstler stets weit mehr als die eigentliche Darstellung.
Waches künstlerisches Bewusstsein bis ins hohe Alter
Heinrich Siepmann, der über seine gesamte künstlerische Laufbahn hinweg stets offen für Neues blieb, vollbrachte das Kunststück, im Rahmen seiner strengen Bildarchitektur immer wieder auch einen lyrischen Akzent zu setzen. Dieses einzigartige Vermögen, mittels geometrischer Abstraktion beim Betrachter Empathie zu wecken, zeichnet ihn aus. Bis ins hohe Alter stand der Künstler vor seiner Leinwand und brachte seine Gedanken und Ideen in kunstvolle Form, ordnete Raum, Fläche und Farbe zu einem sorgfältig durchdachten Ganzen. Für seine Arbeit erhielt Heinrich Siepmann Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 1981 den Grand Prix der Biennale in Seoul, den Ehrenring der Stadt Mühlheim und den Ida-Gerhardi-Förderpreis der Sparkasse Lüdenscheid.
Heinrich Siepmann starb am 16. Dezember 2002 in seiner Geburts- und Heimatstadt Mühlheim an der Ruhr.
Heinrich Siepmann - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: