Walter Stöhrer war ein Einzelgänger, der ausgetretene und vorgesteckte Wege in der Kunst ablehnte und sich lieber eigene Pfade schlug. Zwischen surrealistischen Traumvisionen und eingestreuten Versatzstücken aus der wirklichen Welt fand er zu einer eigenen, für die Malerei des 20. Jahrhunderts einzigartigen künstlerischen Ausdrucksweise.
(...) WeiterlesenWalter Stöhrer - Unvollendetes Kunststudium in Karlsruhe bei HAP Grieshaber
Walter Stöhrer wurde am 15. Januar 1937 in Stuttgart geboren. Die Wirren des Zweiten Weltkriegs brachten es mit sich, dass er seine Kindheit an verschiedenen Orten im Schwarzwald verbrachte, bis schließlich Karlsruhe zur festen Wohnstatt der Familie wurde. Den Entschluss Maler zu werden fasste Walter Stöhrer nach eigenem Bekunden schon früh, doch erlaubte ihm sein Alter noch nicht den Besuch der Akademie. So begann er mit 15 Jahren bei einem Karlsruher Werbebüro eine Lehre als Gebrauchsgrafiker. Nach bestandener Gesellenprüfung konnte Stöhrer sich endlich seinen lang gehegten Wunsch erfüllen und ein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe beginnen. Für zwei Semester blieb er in der Gebrauchsgrafik-Klasse von Hans Gaensslen, dann entschied er sich für einen Wechsel zu HAP Grieshaber, in dessen Klasse für freie Kunst er auf später bedeutende Malerkollegen wie Horst Antes, Hans Baschang, Fritz Genkinger, Dieter Krieg und Heinz Schanz traf. Im Winter 1959 brach Walter Stöhrer sein Studium ab und verließ Karlsruhe in Richtung West-Berlin.
Seit den 1960er-Jahren künstlerische Erfolge mit Figurationen
Walter Stöhrer konnte bereits während seiner Studienzeit erste malerische Erfolge auf dem Gebiet der Neuen Figuration erzielen. Weite Bekanntheit gewann der Künstler zu Beginn der 1960er-Jahre in Berlin, wo er 1964 mit dem Kunstpreis der Stadt ausgezeichnet wurde. Drei Jahre zuvor hatte er in der Kellergalerie im Schloss Darmstadt seine erste Einzelausstellung erhalten. Walter Stöhrer widmete sich eine Zeit lang intensiv der Radierung, an der er die etwas sperrige Handhabung und die starke Linearität schätzte. Als prägend empfand er die Begegnung mit den psychoanalytic drawings des US-amerikanischen Künstlers Jackson Pollock, ebenso wie die figurativen Darstellungen von Pierre Alechinsky und Asger Jorn. Immer wieder kehrte er im Lauf seiner langen Karriere zur Radierung zurück, schuf ein umfangreiches druckgrafisches Werk von rund 1000 Blättern, das Kenner seinem malerischen Schaffen als gleichwertig erachten. Als Mitglied des Deutschen Künstlerbundes nahm er 1964 und 1971 an den Jahresausstellungen teil. 1986 trat Stöhrer eine Professur an der Hochschule der Künste in Berlin an.
Großformatige, temperamentvolle Bilder in den vier Grundfarben
Walter Stöhrer malte im großen Format, setzte überwiegend auf die Grundfarben Blau, Gelb und Rot und ließ auch immer wieder großflächig den weißen Grund der Leinwand durchschimmern. Die großen künstlerischen Strömungen seiner Zeit, Pop-Art und Konzeptkunst, konnten sein Werk kaum beeinflussen. Walter Stöhrer setzte sich stattdessen mit dem abstrakten Expressionismus auseinander, bewegte sich mitunter in der Nähe des Informel, zeichnete sich aber immer aus durch eine brodelnd-dynamische Malweise, die beinahe aggressiv anmutete und für einen hohen Wiedererkennungswert seines Werks sorgte. Dabei blieb er im Grundsatz der Figuration treu, die er auf seine eigene Weise in die Moderne zu überführen suchte. Vielfältige Inspiration fand der Künstler in Texten von Dichtern wie Antonin Arnaud, André Breton, Rolf Dieter Brinkmann und Unica Zürn.
Walter Stöhrer starb am 10. April 2000 in Taarstedt.
Walter Stöhrer - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: