Wie ein Sturm fegte der amerikanische Maler Sam Francis über Staffeleien und Wände hinweg, hinterließ wilde Farbverläufe, scheinbar willkürliche Flecken und wirre Linien. Als einer der bedeutendsten Vertreter des »Action Painting« suchte er die Auseinandersetzung mit der etablierten Kunst und versuchte deren Grenzen mit faszinierenden Experimenten auszuloten.
(...) WeiterlesenEin Unglück ebnete Sam Francis den Weg zur Kunst
Sam Francis wurde am 25. Juni 1923 in San Mateo geboren. Zur Kunst gelangte er nur auf Umwegen, zunächst studierte er an der University of California in Berkeley von 1941 bis 1943 Botanik, Medizin und Philosophie. Ab 1943 tat er Dienst in der amerikanischen Armee. Als Angehöriger der Luftwaffe wurde er gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ausgerechnet bei einem Übungsflug so schwer verletzt, dass er mehrere Jahre lang zur Behandlung in verschiedenen Krankenhäusern verbringen musste. In dieser Zeit fand er Trost und Ablenkung in der Malerei, die ihn für den Rest seines Lebens nicht mehr loslassen sollte. Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hatte der Kunstprofessor David Park, der Sam Francis 1945 auf die Vermittlung einiger Freunde hin besuchte, sein Talent erkannte und für den nötigen Unterricht sorgte. Es war Park, der Francis mit den Originalwerken von Joan Miró, Paul Klee und Pablo Picasso bekanntmachte.
Kunststudium, Aufenthalt in Paris, erstes Wandgemälde in Japan
Sam Francis verfolgte seinen neuen Weg mit großer Entschlossenheit und studierte unmittelbar nach seiner Genesung von 1948 bis 1950 Bildende Kunst und Kunstgeschichte an seiner alten Universität in Berkeley. Wichtige Vorbilder in diesen Jahren waren für den jungen Künstler die etablierten Maler Arshile Gorky, Mark Rothko und besonders Clyfford Still. Nachdem Francis sein Studium erfolgreich abgeschlossen hatte, reiste er nach Paris, wo er zahlreiche wertvolle Kontakte zu anderen Künstlern knüpfen konnte. Als außerordentlich stilprägend erwies sich die Freundschaft mit Jean-Paul Riopelle, der maßgeblichen Anteil daran hatte, dass sich Sam Francis zu einem der bedeutendsten Vertreter des Tachismus entwickelte. Berühmt wurde seine eigentümliche Maltechnik, bei der er Farbrinnsale einfach ineinanderfließen ließ, bis sie unverwechselbare Farbkleckse bildeten. 1952 konnte er in Paris seine erste Einzelausstellung durchführen. 1957 unternahm Francis eine Weltreise, bei der er für mehrere Wochen in Japan weilte und dort als Auftragsarbeit sein erstes großes Wandgemälde schuf.
Meister des Action Painting, politisches und soziales Engagement
Nach seiner Teilnahme an der Biennale in Venedig und der documenta II und III in Kassel stieg Francis in den 1970er-Jahren zu einem der profiliertesten Vertreter des Action Painting auf. Dabei verlor er aber andere Kunstrichtungen nicht aus den Augen und zeigte auch großes Interesse an Radierungen, Lithografien und Monotypien. Politisches Engagement zeigte der ehemalige Soldat Sam Francis gegen den Vietnamkrieg, dem er mit friedlichem Protest begegnete. 1992 sollte er für den Deutschen Bundestag in Bonn eines seiner großen Wandgemälde realisieren, lehnte dieses Angebot aber ab. Immer wieder machte ihm seine Tuberkuloseerkrankung zu schaffen, die dadurch erzwungenen Erholungsaufenthalte nutzte er meist für kleine künstlerische Tätigkeiten. In den letzten Jahren seines Lebens widmete sich Sam Francis vorwiegend der Erfüllung von Auftragsarbeiten, bei denen es sich meist um großformatige Wandgemälde handelte.
Sam Francis starb am 4. November 1994 in Santa Monica.
Sam Francis - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: