Franz Marc wurde als einer der wichtigsten Tiermaler der Moderne gefeiert, doch der deutsche Künstler, der den Menschen als hässlich empfand und im Wesen des Tieres nach höherer Schönheit und Reinheit suchte, sah sein Streben enttäuscht und flüchtete sich schließlich in die Abstraktion.
(...) WeiterlesenFranz Marc - Als Künstler auf der Suche nach dem Wesen der Welt
Franz Marc wurde am 8. Februar 1880 in München geboren. Sein Vater, der Maler und Professor Wilhelm Marc, brachte dem Sohn die handwerklichen Grundlagen bei, doch stand eine Laufbahn als Künstler zunächst nicht zur Debatte. Vielmehr wollte Franz Marc Theologie studieren und einen geistlichen Beruf ergreifen. Obwohl er diesen Wunsch schließlich wieder verwarf und nach seinem Militärdienst ein Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München begann, wohnte seinem Schaffen immer eine religiöse Dimension inne. Nicht die äußere Gestalt, die er mit viel Symbolkraft vor allem in der Farbigkeit veränderte, sondern das innere Wesen, die »Tierseele«, stand im Zentrum der Bilder von Franz Marc, der während eines Studienaufenthalts in Paris mit der Malerei des Impressionismus in Berührung kam. Sein bevorzugtes Motiv wurden die Tiere, die er auf Anregung seines Freundes, des Schweizer Tiermalers Jean-Bloé Niestlé nicht nach ihrer Natur, sondern nach ihrem Wesen zu erfassen versuchte.
Die Farbe als Symbolsprache einer neuen, geläuterten Welt
Franz Marc experimentierte mit verschiedenen Mal-Stilen und entdeckte vor allem die Farbgebung als sein persönliches Ausdrucksmittel. Die Freundschaft mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter war durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Farbenlehre geprägt. Gemeinsam mit Kandinsky begründete Franz Marc die avantgardistische Künstlergemeinschaft Der Blaue Reiter, dem sich später auch noch Paul Klee und August Macke anschlossen. Das Blaue Pferd verkörperte für Marc die Sehnsucht nach der Erlösung von dem irdischen Ballast, der sichtbaren Welt, die für den Künstler letztlich nichts weiter als eine Täuschung darstellte, die es zu überwinden galt. An der Seite seines lebenslangen Freundes Macke besuchte Marc in Paris den französischen Maler Robert Delaunay, dessen Orphischer Kubismus beide Künstler sehr beeindruckte. Mehr noch als Delaunay beeindruckte Franz Marc aber die Kunst des Futurismus, die er nach seiner Rückkehr aus Paris in einer Bonner Ausstellung bewundern konnte. Es wurde für Marc immer deutlicher, dass er sein Streben nicht in der Figuration erreichen konnte, und seine Farben sprengten ihre Formen ab.
Überwindung der Natur durch Hinwendung zum Geist
Franz Marc entfernte sich auch unter dem Eindruck der heraufziehenden Weltkriegswolken immer mehr vom Tiermotiv und wandte sich der Abstraktion zu. Die Natur, die ihn einst begeistert hatte, empfand er nun als hässlich und das rein geistige Sein als einziges Ziel des wahren Künstlers. Sein spätes Hauptwerk, die vierteilige Bilderfolge Spielende Formen, Heitere Formen, Zerbrochene Formen und Kämpfende Formen illustriert diese Entwicklung eindrucksvoll und hat die Kritik zu ganz unterschiedlichen Interpretationen angeregt. Die düstere, resignierende Grundstimmung, die Marcs Werk durchzog, kulminierte in apokalyptischen Darstellungen lebloser Welten und bewog den Künstler vielleicht auch zu seiner verhängnisvollen freiwilligen Meldung zum Kriegsdienst.
Franz Marc fiel am 4. März 1916 in Braquis bei Verdun. Er wurde nur 36 Jahre alt. Sein vielleicht berühmtestes Bild, der Turm der blauen Pferde, war 1937 Teil der berüchtigten Ausstellung »Entartete Kunst«. Es gilt heute als verschollen.
Franz Marc - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: