In der Einsamkeit verlassener Räume findet Candida Höfer einen ganz eigenen, neuen Zugang zum menschlichen Leben und wirft einen unbestechlich-zeitlosen Blick auf eine Realität, die den meisten Betrachtern ihrer Bilder zuvor nicht bewusst war.
(...) WeiterlesenCandida Höfer - Räume ohne Menschen als bevorzugtes Motiv
Candida Höfer wurde am 4. Februar 1944 in Eberswalde geboren. Die Tochter des legendären WDR-Journalisten Werner Höfer, bekannt als Moderator der Talkshow Internationaler Frühschoppen, zog sich anders als ihr berühmter Vater aber weitgehend von den Menschen zurück. Ihr künstlerisches Interesse galt schon früh dem Raum, den sie meist menschenleer fotografiert. Menschen als Nutzer und Besucher treten nur indirekt in Erscheinung; das Eindringen in die Intimsphäre Dritter ist Candida Höfer im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen fremd und zuwider. Diese Distanz zeigte die Fotografin nicht immer, eines ihrer Frühwerke hatte gerade eine bestimmte Menschengruppe zum Thema: Ihre Bilderserie »Türken in Deutschland« zeigt das Leben der türkischen Gastarbeiter in kühlen Schwarz-Weiß-Bildern. Die Darstellungen wirken seltsam distanziert, so, als seien alle Beteiligten nur mit größtem Widerwillen bei der Sache. In den späteren Jahren verzichtete Candida Höfer zunehmen auf menschliche Motive, bis sie endlich im leeren Raum ihr essenzielles Sujet fand.
Fotostudium bei Arno Jansen und Bernd Becher
Zwar trug sich Candida Höfer schon früh mit dem Gedanken, Fotografin zu werden, aber erst relativ spät, mit über 30 Jahren, konnte sie die berühmte Fotoklasse von Bernd Becher an der Düsseldorfer Akademie besuchen. Zuvor hatte sie von 1963 bis 1964 ein Volontariat im Kölner Fotostudio Schmölz-Huth absolviert und im Anschluss bis 1968 bei Arno Jansen künstlerische Fotografie studiert; auf eine kurze Zeit im Fotostudio von Werner Bokelberg folgte schließlich 1973 noch ein weiteres Studium in der Filmklasse von Ole John. Im Jahr 1982 schloss Candida Höfer ihr Studium endgültig ab. Von 1997 bis 200 unterrichtete sie selbst als Professorin für Fotografie in Karlsruhe an der Hochschule für Gestaltung. Candida Höfer steht in einer Reihe mit den berühmten Becher-Schülern Axel Hütte, Thomas Struth, Andreas Gursky und Thomas Ruff; sie gehört der Freien Akademie der Künste in Hamburg an.
Auf der Suche nach Form und Struktur des Raumes
Für Candida Höfer sind zwar nicht die Menschen selbst, wohl aber die von ihnen geschaffenen und genutzten Räume interessant. Deren Form und Struktur versucht sie mit ihren Bildern zu ergründen und für ein wachsendes Publikum sichtbar zu machen. Es sind immer Innenräume, die Höfer ins Bild setzt, aber nie private, sondern öffentliche oder halböffentliche Räume: Es können ikonische Räume sein, Meisterwerke der Architektur, oder einfach Räume des Alltäglichen, die normalerweise kaum Beachtung finden würden. Die Ergebnisse von Höfers Arbeit wirken mitunter melancholisch, strahlen eine bedrückende Einsamkeit aus, ermöglichen aber auch einen neuen Blick auf scheinbar vertraute Strukturen. Indem sie die Menschen meidet und von ihren Bildern ausschließt, gelingt der Künstlerin eine ganz neue Art der Annäherung. In neueren Arbeiten erreicht Höfer auch eine abstrakte Ebene, rückt Details in den Vordergrund und fragt nach deren Bedeutung für die Identität des Raumes. Candida Höfer lebt und arbeitet heute in ihrer Wahlheimat Köln.
Candida Höfer - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: