Clifford Holmead Phillips war ein Leben lang auf künstlerischer Suche, bewegte sich zwischen Impressionismus und Expressionismus, zwischen Naturidyllen und Stadtansichten, zwischen Neuer und Alter Welt. Mit seinen selbstentwickelten Maltechniken »kruder Expressionismus« und »Shorthand Painting« gelang ihm im reifen Künstleralter noch einmal ein spektakuläres Spätwerk.
(...) WeiterlesenClifford Holmead Phillips liebte die Natur und misstraute der Technik
Clifford Holmead Phillips wurde am 2. Oktober 1889 in Shippensburg, Pennsylvania, USA geboren. Obwohl ihm als Sohn eines wohlhabenden Möbelfabrikanten viele Möglichkeiten offenstanden, zog er es bereits als Kind vor, allein durch die Natur zu streifen und sich von ihrer Schönheit inspirieren zu lassen. Die zahlreichen technischen Innovationen seiner Zeit flößten ihm Widerwillen ein; er begann lieber eine handwerkliche Ausbildung in der väterlichen Möbelfabrik. Das Automobil, das er zu seinem 21. Geburtstag von seinem Vater erhielt, verkaufte er und fuhr stattdessen im April 1912 auf dem Passagierschiff Olympic nach Europa. Der zeitgleiche Untergang des Schwesterschiffs Titanic bestärkte Clifford Holmead Phillips in seinem Misstrauen gegenüber dem technischen Fortschritt, hielt ihn allerdings nicht von weiteren Atlantiküberquerungen ab. Während seiner mehrmonatigen Europareise beschäftigte er sich intensiv mit der bildenden Kunst, studierte insbesondere die Alten Meister und fasste schließlich den Entschluss, selbst Maler zu werden. Der Vater war entsetzt, die Mutter unterstützte ihn. Bewusst wollte er auf eine akademische Ausbildung verzichten und als Autodidakt zu einer unverbrauchten Form des Malens finden.
Große Ausstellungserfolge in den 1920er und 1930er Jahren
Clifford Holmead Phillips ahmte ungeachtet seiner Ablehnung der akademischen Malerei zunächst vor allem diese nach, wie er sie in Museen und Galerien vorfand. Er orientierte sich erst an der amerikanischen Hudson River School und fand dann zu einer zarten Landschaftsmalerei im Stil des Impressionismus. Immer wieder reiste er nach Europa, um sich neue Anregungen zu holen. Großen Einfluss übte die Kunst des französischen Expressionisten Maurice de Vlaminck auf Phillips' Malweise aus. Der internationale Durchbruch gelang Clifford Holmead Phillips aber nicht mit seinen idyllischen Landschaftsszenen, sondern mit Stadtansichten im Stil des Amerikanischen Realismus und der Neuen Sachlichkeit, die er auf einer Einzelausstellung in der Pariser Galerie Bernheim-Jeune präsentierte. In den 1920er und 1930er Jahren folgten zahlreiche Ausstellungen in New York, Paris und München, wo er auch seine spätere Frau, die Fotografin Elisabeth Fritze, kennenlernte. Der stetige Aufstieg kam abrupt zu einem Ende, als der Zweite Weltkrieg begann und Clifford Holmead Phillips, der sich zu dieser Zeit in Norwegen aufhielt und den Einmarsch der deutschen Truppen aus nächster Nähe miterlebte, mit seiner Familie entsetzt in die USA zurückkehrte.
Selbst im hohen Alter erfand sich der Künstler neu
Clifford Holmead Phillips verkürzte seinen Namen zu Holmead und blieb 16 Jahre in Amerika, haderte aber zunehmend mit dem Aufstieg des Abstrakten Expressionismus, der in Gestalt von Marc Rothko und Jackson Pollock die amerikanische Kunstszene beherrschte. In den 1950er Jahren wandte er sich erneut Europa zu, konnte aber seine zahlreichen früheren Verbindungen nicht wieder aufnehmen. Im Alter von 65 Jahren erfand Clifford Holmead Phillips seine Kunst noch einmal neu, begann mit einem Spachtel Farben pastos aufzutragen und schuf so eine ungebändigte figurative Kunst, die der Abstraktion, der er sich ein Leben lang verweigerte, mitunter unerwartet nahe kam: den Crude Expressionism. Mit 67 Jahren brach er alle Brücken in die alte Heimat ab und ließ sich endgültig in Europa, wo er jetzt mehr malte als jemals zuvor – und mit beinahe 80 Jahren noch in eine neue Schaffensphase eintrat, die als Shorthand Painting bezeichnet wird: In geradezu stenografischer, skizzenhafter Weise schleuderte der Künstler binnen weniger Minuten Erinnerungen und Eindrücken auf die Leinwand, nicht als bloße Abbilder, sondern als Sinnbilder dessen, was er zu erkennen glaubte. So wurden menschliche Eigenschaften im Positiven wie Negativen auf den späten Porträts Holmeads sichtbar. Der Künstler selbst hatte am Ende seines Lebens noch mit den Folgen eines Schlaganfalls zu kämpfen, die ihm die Arbeit erschwerten. Mit eisernem Willen und viel Disziplin gelang es ihm aber, zu alter Produktivität aufzuschließen.
Clifford Holmead Phillips starb am 22. Februar 1975 in Brüssel.
Clifford Holmead Philipps - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: