Otto Dill war vielleicht der erste Tierfilmer der Welt – und das ganz ohne Kamera: Nur mit Pinsel und Leinwand gelang es dem deutschen Maler, seine Motive so lebendig und unmittelbar darzustellen, das für das Auge des Betrachters ein einziges Bild genügt, um ganze Bewegungsabläufe und Szenen sichtbar zu machen.
(...) WeiterlesenOtto Dill - Frühe Begeisterung für die Tiermalerei
Otto Dill wurde am 4. Juni 1884 in Neustadt an der Weinstraße geboren. Die ärmlichen Verhältnisse, in der seine Familie lebte, sprachen eigentlich gegen eine künstlerische Ausbildung: Der Vater verdiente als Postbeamter gerade genug, um seine Frau und seine fünf Kinder über die Runden zu bringen. Der kleine Otto, der schon früh nichts lieber tat, als Tiere zu zeichnen, zog allerdings mit seinem offenkundigen Talent das Wohlwollen eines Mäzens auf sich und konnte mit dessen finanzieller Unterstützung die Akademie der bildenden Künste in München besuchen. Dort fand er in dem Tiermaler Heinrich von Zügel einen idealen Lehrer. Otto Dill lernte rasch, wie er Anatomie und Verhalten der Tiere auf effektvolle Weise künstlerisch adaptieren konnte. Seine ersten Bilder, die einen vom Realismus gründenden impressionistischen Malstil aufweisen, konnte der junge Künstler bereits 1912 auf Ausstellungen der Münchener Sezession präsentieren. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sich Otto Dill freiwillig zum Militärdienst, den er überwiegend bei einem Reiterregiment ableistete und diese willkommene Gelegenheit nutzte, seine Tierstudien gründlich fortzusetzen.
Große künstlerische Erfolge nach dem Krieg
Otto Dill malte häufig und gerne Pferde, begeisterte sich daneben aber auch sehr für exotische Raubtiere wie Löwen, Tiger und Panther. Insbesondere Löwen waren auf seinen Bildern so häufig zu finden, dass er unter Zeitgenossen bald den augenzwinkernden Spitznamen Löwen-Dill trug. Geeignete Modelle fand der Künstler bei Besuchen im Zoologischen Garten München sowie im Zirkus Krone. Dabei ersetzte er auf seinen Bildern die Käfige und Gehege durch die natürliche Umgebung der Tiere, wie er sie sich vorstellte. Eine Krankheit sorgte indes für seine vorzeitige Versetzung ins Bayerische Innenministerium. Dies ermöglichte ihm die Hochzeit mit Emmy Dorothea Schleidt noch vor Kriegsende. 1917 stellte Dill im Münchener Glaspalast aus. Der Künstler war ein häufiger Besucher von Pferderennen und Polospielen, die er mit großer Lebendigkeit und einem bestechenden Blick für das mondäne Ambiente ins Bild zu setzen wusste. Der zunehmende Erfolg seiner Werke bei Kritik und Publikum erlaubte Otto Dill, sich nach dem Ende des Krieges als freischaffender Künstler niederzulassen.
Fruchtbare Reisen nach Afrika und Spanien
Otto Dill konnte es sich aufgrund seines wachsenden Wohlstandes erlauben, mehrere Reisen in ferne Länder zu unternehmen. Insbesondere auf seiner ersten Afrikareise im Jahr 1924 konnte er seine tief verwurzelte Sehnsucht nach exotischen Motiven mit ebenso prachtvollen wie dynamischen Reiter- und Löwenkampfszenen stillen. Weitere Reisen führten ihn durch Europa, nach Spanien, Italien und Frankreich. Der wiederholte Aufenthalt in der lichten mediterranen Welt schlug sich auch in seinem Malstil nieder, der spürbar leichter und luftiger wurde und sich dem französischen Impressionismus annäherte. Eine zweite Afrikareise nach Tunis brachte dem Künstler viele Skizzen, die ihm lange als Vorlage dienten. In den 1930er-Jahren übersiedelte Dill in die Pfalz und verlegte sich vornehmlich auf Landschaftsdarstellungen seiner unmittelbaren Umgebung. Während des Zweiten Weltkriegs führte ein Bombenangriff zu dem Verlust eines Großteils seiner Werke. Für seine Kunst erhielt Otto Dill Preise und Auszeichnungen, darunter die Ehrenbürgerschaft seiner Wahlheimatstadt Bad Dürkheim sowie die Ehrenmitgliedschaft der Akademie der bildenden Künste in München.
Otto Dill starb am 6. Juli 1957 in Bad Dürkheim.
Otto Dill - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: